Tech-Aktien im Sturzflug, eine Milliarde-Fusion von zwei MSCI-World-ETFs und eine überraschende Gebühren-Offensive am Broker-Markt – der Januar hatte es in sich! Was steckt dahinter und was es für dich bedeutet?
„Ich glaube persönlich, dass 2025 ein kribbeligeres, nicht so ein klarer Case sein wird wie die tollen Jahre 2024 und 2023.” Das hat Dr. Gerd Kommer zum Jahresstart bei unserem justETF-Kickoff gesagt. Und das scheint sich zu bewahrheiten: An den Börsen ging es im Januar ziemlich hin und her.
Eher schwierig war der Monat für Asien: Am schlechtesten abgeschnitten haben die Philippinen, Malaysia, Indien, Thailand und Pakistan. Für Europa lief es hingegen ziemlich gut: Polen, Frankreich und die Schweiz sind, neben Brasilien und Mexiko, in den Top 5. In Deutschland hat der Dax zwischenzeitlich – mal wieder – ein neues Allzeithoch erreicht und insgesamt war es mit einem Wachstum von über 9 Prozent der drittbeste Januar in der gesamten Dax-Geschichte. Klingt etwas seltsam, wo doch die Industrie in der Krise steckt und die Regierung für 2025 nur ein Mini-Wachstum erwartet. Aber zum einen kommen diese schlechten Nachrichten nicht unerwartet, sind also schon eingepreist, zum anderen ist für viele Dax-Unternehmen das Geschäft in Deutschland eher wenig relevant. Donald Trump hat dem Dax dann noch einen großen Schub verpasst: Das Wall Street Journal berichtete kurz vor der Amtseinführung, dass der neue US-Präsident erstmal noch keine neuen Zölle auf Importe einführen wolle. Kurz danach sprang der Dax über die 21.000-Punkte-Marke. Geholfen hat außerdem, dass die EZB die Zinsen weiter senkt, während die Fed erstmal eine Pause eingelegt hat.
Gegen Monatsende gab’s einige Aufregung: Ein Startup aus China veröffentlichte ein eigenes KI-Modell namens DeepSeek, das deutlich effizienter sein soll als die Konkurrenz aus den USA. Die Kurse der Big Tech Unternehmen sackten daraufhin ab, am schlimmsten traf es Nvidia. Das Unternehmen verlor fast 600 Milliarden Dollar an einem Tag – so viel noch nie in der Geschichte der Wall Street. Bestseller-Autor Nassim Taleb (u.a. „Der Schwarze Schwan“ & „Antifragilität”)warnte in einem Interview mit Bloomberg daraufhin: „Das ist erst der Anfang!” Kurz danach bewegten sich die Kurse aber wieder nach oben. Der Kurs des MSCI China hat gegen Monatsende etwas zugelegt, wenn man aber etwas weiter zurückschaut, sieht man: Seit ungefähr drei Monaten bewegt sich der Kurs eher seitwärts. Die Firma, die hinter DeepSeek steckt, ist übrigens nicht börsennotiert.
Beim Blick auf die Branchen ist der Einbruch aber deutlich erkennbar: Der IT-Sektor hat im Januar ein Minus von 0,75 Prozent gemacht. Alle anderen Branchen sind im Plus – am deutlichsten Kommunikation mit 8,7 und die Finanzen mit gut 7 Prozent.
ETF des Monats: Amumbo
Im vergangenen Jahr haben wir im Insights ja immer mal neue ETFs vorgestellt – das kam offenbar ganz gut an, deshalb haben wir gedacht, wir machen daraus eine eigene Rubrik: den ETF des Monats. Wichtig: Das ist wie immer keine Anlageempfehlung, sondern wir analysieren den ETF: Was ist da drin, wie ist die Streuung, wie lange gibt’s ihn schon, wie viel Vermögen konnte er bereits einsammeln, wie teuer ist er und so weiter. Und weil viele es sich in den Kommentaren gewünscht haben, fangen wir an mit dem Heiligen Amumbo! Heiliger Amumbo ist ein Spitzname – und allein das ist schon ziemlich speziell, ich kenne zumindest keinen anderen ETF mit Spitznamen – für einen zweifach gehebelten ETF auf den MSCI USA von Amundi. Der Name entstand wohl in der Reddit-Community und setzt sich aus dem Namen des Anbieters und dem Wort „Jumbo” zusammen – weil der ETF das Depot angeblich zum Jumbo macht.
Aber bevor wir klären, inwieweit das stimmen kann, schauen wir uns erstmal an, was da eigentlich drin steckt: Der ETF enthält insgesamt rund 600 US-Unternehmen und deckt rund 85 Prozent des Marktes ab. Der MSCI USA ist dem S&P 500 recht ähnlich: Die Top Ten Unternehmen machen ein gutes Drittel aus. Bei den Branchen nimmt IT das größte Gewicht ein mit über 30 Prozent. Mit deutlichem Abstand folgen die Finanzen mit 13, Nicht-Basiskonsumgüter mit 11,5 und Gesundheit mit 10 Prozent. Aufgelegt wurde der ETF 2009, also schon vor 15 Jahren. In der Zeit konnte er knapp 1 Milliarde Euro einsammeln. Damit liegt er über der Schwelle von 100 Millionen Euro – aber für einen so alten US-ETF ist es nicht allzu viel. Zum Vergleich: Von Invesco gibt es einen ETF auf den „normalen” MSCI USA (also ungehebelt), der ähnlich alt ist, und in dieser Zeit fünf Mal so viel Volumen gesammelt hat. Außerdem kostet der ETF 0,5 Prozent, das ist ziemlich teuer – normalerweise sind US-ETFs spottbillig: Beim günstigsten MSCI-USA-ETF beträgt die TER 0,03 Prozent, beim teuersten 0,3 Prozent. Noch ein paar weitere Eckdaten: Es gibt den ETF nur in einer thesaurierenden Variante und er repliziert synthetisch. Geht auch gar nicht anders, denn den Hebel könnte man nicht physisch abbilden. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass die US-Quellensteuer kein Problem ist, auch wenn das Fondsdomizil in Frankreich liegt. Falls du dich fragst, was das miteinander zu tun hat: Die Hintergründe haben wir in unserem Steuer Deep Dive erklärt, den Link dazu findest du in der Beschreibung.
Das Besondere an dem ETF ist der Hebel, auf Englisch: leverage, weshalb man auch von Leveraged ETFs spricht. Das bedeutet: Steigt der Kurs des MSCI USA um zwei Prozent an, steigt der Amumbo um vier Prozent. Und wenn man sich die Performance des ETFs anschaut, sieht das durchaus beeindruckend aus. Im vergangenen Jahr zum Beispiel hat er ein Plus von 65 Prozent erzielt. Seit Auflagedatum sind es über 6.000 Prozent. Pro Jahr lag die Rendite im Schnitt bei 27 Prozent. Aber: Hohe Gewinne bedeuten auch ein hohes Risiko. Wie volatil der ETF ist, sieht man im Vergleich mit dem MSCI World. Der ist ja eigentlich auch nicht gerade schwankungsarm, aber im Vergleich zum Amumbo sieht der Chart aus wie der eines Tagesgeld-ETFs. Für die recht hohen Renditechancen musst du also auch sehr starke Schwankungen aushalten. Nach den Enthüllungen rund um DeepSeek ist der ETF zum Beispiel um fast 5,5 Prozent abgestürzt – das Minus beim S&P 500 lag bei unter drei Prozent. Und während der Corona-Krise hat der Amumbo fast 60 Prozent an Wert verloren.
Aber es ist nicht nur das: Gehebelte ETFs haben auch einen weiteren Nachteil. Der erklärt sich am besten an einem Beispiel. Dafür nehmen wir einen fiktiven Ausgangswert für den MSCI USA, mit dem sich gut rechnen lässt: 1000. Wenn er an Tag 1 um fünf Prozent fällt, liegt er bei 950. Der Amumbo hingegen fällt um das Doppelte auf 900. Am nächsten Tag steigt der Basis-Index wieder um 5,26 Prozent auf seinen Ausgangswert 1000. Der Amumbo steigt zwar prozentual um das Doppelte, nämlich 10,52 Prozent, erreicht aber trotzdem nur 994,7. Und auch wenn der Ausgangs-Index erst fällt und dann steigt, hast du mit einem gehebelten ETF weniger raus als mit dem „normalen”. Grund dafür ist die sogenannte Pfadabhängigkeit – was es damit auf sich hat, erfährst du in unserem Artikel zu dem Thema.
Also: Die Rendite sieht zwar bombastisch aus und er mag in den vergangenen Jahren Depots tatsächlich einen großen Boost verschafft haben. Aber niemand weiß, ob die gute Entwicklung der USA so weitergeht. Fallen die Kurse, machst du mit dem Amumbo größere Verluste als mit ungehebelten US-ETFs. Du setzt dich also einem deutlich höheren Risiko aus. Das sieht man auch an der Risikoeinstufung im Factsheet: Der ETF befindet sich in Stufe 7, der höchsten Stufe. Unserer Meinung nach sind gehebelte ETFs deshalb für „normale” Privatanleger nicht geeignet. Wenn du mehr Rendite einfahren möchtest, gibt es andere Optionen, über die du zuerst nachdenken kannst, zum Beispiel, dass du deine Aktienquote erhöhst.
Zahl des Monats
Unsere Zahl des Monats ist 12,1 Millionen. So viele Menschen in Deutschland haben im vergangenen Jahr ihr Geld in Aktien, ETFs und Co. angelegt. Das hat das Deutsche Aktieninstitut herausgefunden. Klingt erstmal ganz gut – damit liegt die Zahl der Aktionäre in Deutschland das fünfte Jahr in Folge über 12 Millionen. Aber so richtig freuen kann ich mich nicht. Denn es sind 180.000 weniger als noch ein Jahr zuvor. Und 2022 haben fast 13 Millionen Menschen ihr Geld am Aktienmarkt investiert. Das ist ziemlich schade, vor allem wenn man bedenkt, wie gut das vergangene Jahr gelaufen ist.
Thema des Monats: MSCI World-Merger
Diese Nachricht hat für Verunsicherung gesorgt: Amundi verschmilzt zwei ETFs – und nicht irgendwelche Nischen-Fonds, sondern zwei ETFs auf den MSCI World – und der untergehende ist über 6 Milliarden Dollar schwer. Warum ausgerechnet der zweitgrößte von Amundis MSCI-World-ETFs geschlossen wird? Das Problem ist, dass er physisch repliziert und in Luxemburg aufgelegt ist. Steuerlich gesehen ist das ein Nachteil, denn diese Fonds können sich die sehr hohe Quellensteuer auf US-Aktien nicht erstatten lassen – das können nur irische Fonds. Dort ist der aufnehmende Fonds aufgelegt. So gesehen bietet die Verschmelzung eine Chance, vor allem wenn du jetzt erst einsteigst.
Was aber, wenn du schon investiert bist? Wenn du den aufnehmenden ETF im Depot hast, ändert sich nichts. Wenn du in den untergehenden ETF investiert bist, musst du entscheiden: Möchtest du den aufnehmenden ETF weiter besparen? Dann musst du nichts weiter tun, die Umwandlung deiner Anteile erfolgt automatisch. Allerdings gibt es ein Problem: Das Finanzamt behandelt die Fusion wie einen Verkauf. Du musst also Steuern auf deine Erträge zahlen. Je nachdem, wie viel du investiert hast, musst du gut planen, um genug Geld dafür zur Verfügung zu haben. Vollzogen wird die Verschmelzung Ende Februar, du hast also noch Zeit, dich vorzubereiten.
Ärgerlich ist, dass damit der Steuerstundungseffekt zunichte gemacht wird. Aber: Du zahlst nicht mehr Steuern – die Steuerlast insgesamt bleibt gleich. Das bedeutet auch: Wenn du irgendwann in der Zukunft den ETF entsparst, bezahlst du entsprechend weniger Steuern.
Da so oder so Steuern fällig werden, kannst du die Verschmelzung nutzen, um zu prüfen, ob der ETF noch zu deiner Strategie passt. Du könntest ihn auch verkaufen und das Geld in einen anderen ETF stecken. Allerdings können dafür natürlich Handelskosten anfallen.
N26 streicht Gebühren
Der Wettbewerb unter den Banken und Brokern wird härter – die nächste Kampfansage kommt von der Berliner Neobank N26. Wenn du dort Aktien oder ETFs kaufst, kostet dich das keine Gebühren seitens der Bank. Also: keine Transaktionskosten, keine Gebühren fürs Umrechnen in andere Währungen und auch keine Depotgebühren. Bisher kosteten Trades pauschal 90 Cent. Derzeit kannst du circa 4.000 Aktien und ETFs über N26 handeln – allerdings nur ungefähr 300 auch als ETF-Sparplan, das ist vergleichsweise wenig. Wie N26 im Vergleich mit anderen Brokern abschneidet, kannst du dir in unserem Online-Broker-Vergleich anschauen. Und damit wünsche dir viel Erfolg beim Anlegen und bis zum nächsten justETF Markt-Update.