Diese Nachricht sorgt für Wirbel: Amundi verschmilzt zwei ETFs. Warum wird ausgerechnet der zweitgrösste von Amundis MSCI-World-ETFs geschlossen und was kannst du tun?
Grundsätzlich sind ETF Schließungen und Fusionen gar nicht so selten: Laut einem Report von ETFGI wurden 2024 über 600 ETFs geschlossen. Laut einer Analyse von Morningstar betrifft das normalerweise ETFs, die noch relativ jung sind, nicht viel Fondsvolumen sammeln konnten, eine hohe TER haben und eine schlechte Performance abgeliefert haben. ETFs also, die für Anleger nicht besonders attraktiv und für die Anbieter nicht rentabel sind.
In diesem Fall ist es anders: Der untergehende Fonds ist knapp sieben Jahre alt und derzeit über 6 Milliarden Dollar schwer. Er hat aber zwei entscheidende Probleme aus Sicht des ETF-Anbieters: Er repliziert physisch und wurde in Luxemburg aufgelegt. Steuerlich gesehen, ist das ein Nachteil:
Wenn Fondsanbieter sich die Quellensteuer vom US-amerikanischen Finanzamt erstatten lassen wollen, müssen sie nachweisen, wer in den Fonds investiert. Rückforderungen sind nur möglich, wenn hauptsächlich Bürger von Ländern investieren, mit denen es ein Doppelbesteuerungsabkommen gibt. Das ist bei ETFs aber nicht ohne weiteres möglich, weil die Anbieter ihre Investoren in der Regel nicht kennen.
Eine Ausnahme gilt für Irland, denn Irland hat ein sehr altes Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA. Darin ist vorgesehen, dass auch Fondsanbieter (und nicht nur Anleger, die direkt investieren) die US-Quellensteuer auf Dividenden zurückbekommen können (genauer gesagt: die Hälfte der gezahlten Steuern). Diese Steuerersparnis wirkt sich positiv auf die Wertentwicklung des ETFs aus. Daher sind in Irland aufgelegte ETFs im Vorteil.
Amundi selbst hat den Schritt in seiner Mitteilung an die Anleger entsprechend auch mit den „besseren Rahmenbedingungen in Irland hinsichtlich der Behandlung von US-Aktien“ begründet. Der aufnehmende ETF ist in Irland aufgelegt. Eigentlich bietet die Verschmelzung also eine Chance – vor allem für alle, die jetzt erst einsteigen.
Was sind die Auswirkungen für dich, wenn du den ETF hältst?
Wenn du in den aufnehmenden ETF investierst, ändert sich für dich nichts. Wenn du in den untergehenden ETF investiert hast, musst du jetzt entscheiden: Möchtest du den aufnehmenden ETF weiter besparen? Dann musst du nichts weiter tun, die Umwandlung deiner Anteile erfolgt automatisch.
Es gibt aber einen Nachteil: Das Finanzamt behandelt die Fusion wie einen Verkauf. Du musst also Steuern auf deine Erträge zahlen. Je nachdem, wie viel du investiert hast, musst du gut planen, um genug Geld dafür zur Verfügung zu haben. Vollzogen wird die Verschmelzung Ende Februar, du hast also noch Zeit, dich vorzubereiten.
Ärgerlich ist, dass damit der Steuerstundungseffekt zunichtegemacht wird. Aber: Du zahlst nicht mehr Steuern – die Steuerlast insgesamt bleibt gleich. Das bedeutet auch: Wenn du irgendwann in der Zukunft den ETF entsparst, bezahlst du entsprechend weniger Steuern.
Da so oder so Steuern fällig werden, kannst du die Verschmelzung nutzen, um zu prüfen, ob der ETF noch zu deiner Strategie passt. Du könntest ihn auch verkaufen und das Geld in einen anderen ETF stecken. Allerdings können dafür natürlich Handelskosten anfallen.
Keine Panik
All das sollte dich aber nicht komplett verunsichern: Die Verschmelzung dieser beiden großen ETFs ist ein Sonderfall – uns zumindest ist kein anderer Fall dieser Größenordnung bekannt.
Grundsätzlich möchte man solche Situationen möglichst vermeiden, sie können aber auch Chancen bieten: In der Regel wollen ETF-Anbieter durch Schließungen und Fusionen effizienter werden und zum Beispiel ihre Kosten senken. Möglicherweise ist der neue ETF sogar besser als der alte und bietet zum Beispiel eine breitere Diversifikation bei niedrigeren Kosten. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, dein Portfolio zu analysieren und wenn nötig deine Strategie anzupassen.
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