Wie die Märkte auf den US-Wahlkampf reagieren

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Das justETF Markt Update für Juli 2024

Wie die Märkte auf den US-Wahlkampf reagieren
 
  • Level: Für Fortgeschrittene
  • Lesedauer: 5 Minuten
Was dich in diesem Artikel erwartet
Plötzlich ist der US-Wahlkampf wieder spannend! Wie die Märkte darauf reagiert haben, dass Joe Biden seine Kandidatur zurückzieht, und wie die potentielle Kandidatin Kamala Harris investiert, erfährst du heute. Außerdem verrate ich dir, welche Unternehmen die deutschen Magnificent 7 sind.
 

Tops & Flops

Der Sommer ist ja meistens eine Zeit, wo an den Märkten nicht viel los ist. Entsprechend durchwachsen ist das Bild auf unserer Karte mit den Top- und Flop-Länder-ETFs. Ganz vorn liegen Griechenland mit über + 6 %, die Schweiz und Malaysia mit jeweils rund + 3 %. Eher schwierig war der Juli vor allem für Asien, da sind gleich mehrere der Flops des Monats beheimatet: Taiwan, China, Südkorea und Vietnam.

Die besten und schlechtesten Länder-ETFs im Juli

Die besten und schlechtesten Länder-ETFs im Juli
Quelle: justETF.com; Stand: 30.07.24; Angaben in EUR basierend auf dem größten ETF des jeweiligen Index
Ähnlich gemischt ist das Bild bei den Sektoren. Am besten lief’s für die Versorger mit fast + 5 % und die Finanzen mit circa + 3 %. Das größte Minus mit über - 5,5 % hat diesmal IT zu verzeichnen, gefolgt von der Kommunikationsbranche mit rund - 4 %. Beide haben aber auch auf Jahressicht sehr große Gewinne gemacht – trotz der Verluste in diesem Monat sind sie immer noch die beiden Branchen mit den meisten Zuwächsen.

USA

Was für eine verrückte Zeit! Der US-Wahlkampf hat so viele unvorhergesehene und noch nie da gewesene Wendungen genommen – erst das fehlgeschlagene Attentat auf Präsidentschaftskandidat Donald Trump und dann zieht der aktuelle Präsident Joe Biden seine Kandidatur für die Demokraten zurück. Was haben all diese Ereignisse für Auswirkungen auf die Märkte?
Das versuchte Attentat führte dazu, dass Trumps Aussichten auf die Präsidentschaft zunächst gestiegen sind. Dass er sich extrem schnell sammelte, die Faust in die Luft reckte, vermittelte Stärke – was bei den US-amerikanischen Wählern gut ankommt. Am sensibelsten hat Krypto auf diese Aussichten reagiert: Der Bitcoin-Preis stieg innerhalb kurzer Zeit um 8 %. Vor ein paar Jahren hat Trump Kryptowährungen zwar noch als “Betrug gegen den Dollar” bezeichnet, inzwischen sieht er das ganz anders. Zum Beispiel will er eine strategische Bitcoin-Reserve einführen. Am 27. Juli, knapp zwei Wochen nach dem Attentat, hat er sogar auf einer Bitcoin Konferenz in Nashville gesprochen und gesagt, Bitcoin stehe für Freiheit, Souveränität und Unabhängigkeit von staatlichem Zwang und Kontrolle.
Weil die Umfragewerte für Trump immer weiter stiegen, wurde der Druck auf Joe Biden, von der Kandidatur zurückzutreten, immer größer. Als er es dann schließlich tat, war das für die Demokraten ein großer Motivationsboost. Seitdem ist das Rennen um das Präsidentenamt wieder offen. Nach der Ankündigung fiel der Bitcoin-Kurs erstmal, stieg aber später wieder an. Generell haben die Märkte eher gelassen bis positiv reagiert. Dem DAX zum Beispiel hat die Nachricht einigen Schub gegeben: Am Tag danach stieg der Kurs um 1,3 %.
Kurzfristig mögen solche Ereignisse also Einfluss auf die Kurse haben. Aber langfristig reagieren die Märkte relativ ungerührt auf US-Wahlen. In Wahljahren ist die durchschnittliche Rendite des S&P 500 ein klein wenig geringer als in Jahren, in denen keine Wahl stattfindet. Allerdings ist die Performance NACH einer Wahl oft nicht besonders gut. In mehr als der Hälfte der Fälle kam es in den zwölf Monaten nach einer Wahl zu einer Rezession in den USA. Das zeigt eine Untersuchung des US-amerikanischen Vermögensverwalters T. Rowe Price. Die Analysten sagen deshalb: “Wir sind der Meinung, dass Anlageentscheidungen auf langfristigen Fundamentaldaten und nicht auf kurzfristigen politischen Ergebnissen beruhen sollten.”
Eine Sache noch: Wer für die Demokraten kandidiert, ist noch nicht endgültig geklärt, aber Biden wie auch einige andere prominente Mitglieder der Partei haben sich hinter Vizepräsidentin Kamala Harris gestellt. Viele rechnen damit, dass sie auch offiziell als Kandidatin bestätigt wird. Sie wäre auf jeden Fall der komplette Gegenentwurf zu Donald Trump – und ist offenbar ETF-Fan. Das verraten Dokumente des US Government Office of Ethics, also der Ethik-Behörde. Zusammen mit ihrem Mann soll sie über ein geschätztes Vermögen von rund 3 Millionen Dollar verfügen – mindestens. Das meiste davon steckt in einem Portfolio mit ETFs; und das wiederum ist ein ziemlich wilder Mix: Small Caps, Mid Caps, 20-jährige US-Anleihen, Growth- und Value-ETFs, um nur ein paar davon zu nennen.
Wir sind ja eher Fans von “keep it simple” und das ist dieses Portfolio definitiv nicht. Außerdem hat es einen großen US-Fokus. Aber selbst wenn du es nachbauen wollen würdest: Die enthaltenen ETFs sind größtenteils für den US-Markt ausgelegt. Aus regulatorischen Gründen sind die für europäische Anleger nicht geeignet. Aber interessant ist es trotzdem. Ich fänd’s jedenfalls spannend zu erfahren, in was zum Beispiel Olaf Scholz oder Christian Lindner so investieren. Bei wem würdest du gern ins Depot schauen?
 

Zahl des Monats

Unsere Zahl des Monats ist: Sieben. Die Glorreichen 7. Viele weisen ja gern auf den großen Tech-Klumpen von US-ETFs hin: Die Magnificent 7 (Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla) haben im ersten Halbjahr 2024 für rund 60 % der Rendite gesorgt. Im Vergleich zur deutschen Version könnte man das aber beinahe ein “Klümpchen” nennen, denn die 7 wichtigsten deutschen Unternehmen kommen beim Dax auf einen Rendite-Anteil von 92 %. Das haben die Analysten von HQ Trust herausgefunden.
Viele Deutsche investieren ja gern und oft auch als erstes in ein Dax-Unternehmen oder in einen Dax-ETF, weil man diese Unternehmen gut kennt und mit ihnen etwas verbindet. Das Phänomen bezeichnet man auch als Home-Bias. Weil der Dax aber nur wenige Unternehmen enthält und natürlich nur auf Deutschland fokussiert ist, bist du damit aber nicht breit aufgestellt. Um wirklich diversifiziert zu sein, solltest du also breiter streuen und zum Beispiel in einen Welt-ETF oder andere Regionen-ETFs investieren. Das zeigt das Beispiel der Glorreichen 7 sehr deutlich.
Und wer sind die eigentlich? SAP, Münchener Rück, Allianz, Telekom, Siemens, Siemens Energy und ein Neueinsteiger: das Rüstungsunternehmen Rheinmetall.

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