Markt-Update: Cash ist King? Warum Warren Buffett jetzt Milliarden hortet

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Warum hält Warren Buffet so viel Cash zurück? Wie hat Donald Trumps Rückkehr ins Weisse Haus die Märkte beeinflusst? Und was macht den neuen S&P 500 Top 20 ETF so besonders?

Markt-Update: Cash ist King? Warum Warren Buffett jetzt Milliarden hortet
 
  • Level: Für Fortgeschrittene
  • Lesedauer: 5 Minuten
Unsere Themen in diesem Markt-Update

Tops und Flops im November

Starten wir mit einem Blick auf unsere Karte. Die sieht ziemlich durchwachsen aus: Für einige Ländern lief der Monat sehr gut, zum Beispiel für Pakistan – das Plus ist hier mit 15 Prozent sogar deutlich zweistellig. Dahinter liegen Singapur, die Türkei, Kanada und die USA – zu letzteren kommen wir gleich noch im Detail. Es gibt aber auch ziemlich viel Orange und Rot auf unserer Karte – von einer richtigen Jahresendrallye kann man noch nicht sprechen. Unsere Flopliste wird angeführt von den Schwellenländern aus Indonesien, Brasilien und den Philippinen. Aber auch in Europa lief es für viele Länder eher mittelmäßig.
justETF Country Map November 2024
Das gleiche gilt für China. Nachdem die chinesische Regierung im September ein riesiges Rettungspaket angekündigt hatte, war der Kurs deutlich in die Höhe geschossen. Doch nun haben die US-Amerikaner Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt. Für Chinas Wirtschaft ist das eine eher schlechte Nachricht: Trump hat schon in seiner ersten Amtszeit den Handelskrieg mit China begonnen und im Wahlkampf neue Zölle auf Importe aus China angekündigt. Entsprechend sackten die Kurse chinesischer Indizes erstmal ab – der größte ETF auf den MSCI China beispielsweise hat im November etwa 2,5 Prozent verloren.
Anders sieht es aus, wenn wir uns die Entwicklung der verschiedenen Sektoren anschauen: Alle Branchen sind im Plus. Ganz vorn die Nicht-Basiskonsumgüter mit fast elf Prozent Zuwachs. Am “schlechtesten” – wenn man das so sagen kann – lief es für den Gesundheitssektor, da betrug das Plus nur 1,7 Prozent.

US-Wahl: Was bedeutet der Trump-Sieg fürs Portfolio?

Das Thema, das den vorangegangenen Monat ganz klar geprägt hat, ist natürlich die US-Wahl. Nach dem Sieg von Donald Trump schossen die Kurse von US-Indizes nach oben. Selbst die Kurse in Europa ließen sich davon zunächst mitreißen, der DAX zum Beispiel stieg zwischenzeitlich um 1,6 Prozent – und dass, obwohl sich Trumps Politik auf deutsche Unternehmen nicht unbedingt positiv auswirken dürfte, immerhin hat er im Vorfeld angekündigt, neue und höhere Zölle erheben zu wollen. Ein Grund für den Kurssprung dürfte sein, dass das Ergebnis der Wahl sehr schnell und klar feststand. Es gibt also keine wochenlange Hängepartie, die für Unsicherheit gesorgt hätte.
Der Wahlsieger – neben Donald Trump – ist aber der Bitcoin: Schon in der Wahlnacht stieg der Kurs und inzwischen kratzt er an der 100.000-Dollar-Marke. Trump ist Krypto-Fan: Vor der Wahl hat er unter anderem eine strategische Bitcoin-Reserve in Aussicht gestellt und gesagt, dass er einen “Bitcoin- und Krypto-Beirat” berufen will, der Richtlinien für die Regulierung von Kryptowährungen entwickelt. Das klingt erstmal widersprüchlich, denn eigentlich steht Donald Trump ja eher für Deregulierung.
Bitcoin-Kurs bis November 2024
Quelle: justETF Research; Stand: 03.12.2024
Tatsächlich könnte Regulierung in diesem Fall aber ein Vorteil sein: Wenn es gelingt, ein rechtssicheres Umfeld zu schaffen, könnten Kryptowährungen für mehr Menschen ein attraktives Investment werden als bisher – die Zielgruppe würde sich also nochmal deutlich vergrößern. Bisher ist aber nicht mal klar, ob Krypto nun als Wertpapier, Rohstoff oder Währung einzustufen ist. Je nachdem, wie die Entscheidung ausfällt, sind unterschiedliche Behörden zuständig und es sind unterschiedlich strenge Pflichten zu erfüllen.
Ein “Hindernis” auf diesem Weg hat sich schon selbst beiseite geräumt: Die US-Börsenaufsicht SEC beziehungsweise ihr Chef Gary Gensler waren Krypto gegenüber eher skeptisch eingestellt. Unter Genslers Führung ging die SEC beispielsweise gegen Binance, Coinbase und Kraken vor. Donald Trump hat Gensler deshalb bereits Kryptofeindlichkeit vorgeworfen und gesagt, dass er ihn feuern würde. Gensler kommt Trump nun zuvor: Kurz nach der US-Wahl hat er verkündet, dass er am 20. Januar zurücktreten wird – das ist der Tag, an dem Donald Trump als US-Präsident vereidigt wird. Kurz nach dieser Nachricht stieg der Bitcoin-Kurs nochmal an.
Wer sich nicht so leicht einschüchtern lässt, ist Jerome Powell, Chef der US-amerikanischen Notenbank, der Federal Reserve. Ob er zurücktreten würde, wenn der Präsident ihn darum bitte, wurde er auf einer Pressekonferenz gefragt. Darauf antwortete er mit einem klaren “Nein”. Pikantes Detail: Trump hat Powell in seiner ersten Amtszeit berufen – war allerdings schon damals so unzufrieden mit dem Kurs der Fed, dass sein Team prüfte, wie man den Fed-Chef loswerden könnte. Und auch jetzt bahnt sich ein Konflikt an: Trumps Pläne, die Steuern zu senken und Zölle zu erhöhen, könnten dazu führen, dass die Inflation steigt. Darauf wiederum müsste die Fed reagieren, sie würde möglicherweise die Zinsen nicht weiter senken oder zumindest nicht so schnell. Hohe Zinsen sind aber eher schlecht fürs Wirtschaftswachstum: Sie bremsen die Nachfrage und wenn Unternehmen sich für Investitionen Geld leihen wollen, ist es für sie teurer. Trump will daher niedrige Zinsen. Es bleibt also abzuwarten, wie dieser Streit ausgeht.

Unsere Zahl des Monats

Unsere Zahl des Monats ist 325,2 Milliarden US-Dollar. So groß sind die Cash-Reserven von Warren Buffett. Oder genauer gesagt: die seines Unternehmens Berkshire Hathaway. Zum Vergleich: Damit könnte er problemlos das wertvollste deutsche Unternehmen SAP kaufen und hätte immer noch gut 50 Milliarden übrig.
Einerseits ist das ein bisschen beruhigend: Offenbar weiß auch ein Börsenguru nicht immer, in was er investieren soll – und lässt das Geld dann eben wie wir anderen auch auf dem Konto oder im Geldmarkt rumliegen: In Deutschland ist das Tagesgeldkonto gemäß einer Umfrage des Bankenverbandes immer noch das beliebteste Anlageprodukt.
Andererseits könnte es aber auch ein Zeichen sein, dass Buffett sich auf schwierigere Zeiten einstellt und deshalb sein Notfall-Polster deutlich erhöht hat. Dafür würde sprechen, dass er seine Cash-Bestände in den vergangenen neun Monaten mehr als verdoppelt hat. Unter anderem hat er sich von einem Großteil seiner Apple-Aktien getrennt. Wobei zu beachten ist, dass die verbleibende Apple-Position von Buffetts Unternehmen Berkshire Hathaway noch immer rund 70 Mrd. US-Dollar wert ist – allzu pessimistisch scheint der Starinvestor also doch nicht zu sein.

Der S&P 20 unter der Lupe

S&P 500 ETFs zählen ja zu den beliebtesten überhaupt – auch der eben genannte Warren Buffett ist großer Fan. Nun gibt es einen neuen in der Runde: den S&P 500 Top 20 von iShares. Wie der Name schon sagt, enthält dieser ETF nur die 20 größten Unternehmen des S&P 500, wobei die obere Hälfte, also die Top Ten drei Viertel des ETFs ausmacht. Zum Vergleich: Beim “normalen” S&P 500 ist es nur etwas mehr als ein Drittel. Der zugrunde liegende Index gibt aber bestimmte Kappungsgrenzen vor, um ein Mindestmaß von Diversifikation zu erhalten: Das größte Unternehmen darf maximal 35 Prozent ausmachen, alle weiteren höchstens 20 Prozent. Ansonsten erfolgt die Gewichtung nach Marktkapitalisierung.
Nicht sonderlich überraschend nimmt IT ein großes Gewicht ein, nämlich fast die Hälfte. Der Rest verteilt sich aber relativ breit auf Kommunikation, Nicht-Basiskonsumgüter, Finanzen und Gesundheit sowie in kleineren Anteilen auf Basiskonsumgüter und Energie.
Noch ein paar Basics: Es ist ein thesaurierender ETF und er repliziert physisch. Das Fondsdomizil ist Irland, was steuerlich gesehen vorteilhaft ist. Die TER, also die Gesamtkostenquote, liegt bei 0,2 Prozent pro Jahr. Das klingt zwar recht günstig, aber S&P 500 ETFs sind, salopp gesagt, spottbillig. Die günstigsten kosten gerade mal 0,03 Prozent – also etwas mehr als ein Zehntel des S&P 500 Top 20. Bei dieser vergleichsweise hohen TER könnte man denken: Es sind ja nur zwanzig Unternehmen, da kauf ich einfach entsprechend viele Einzelaktien und habe keine laufenden Kosten. Die Sache hat allerdings einen Haken: Du bräuchtest dafür sehr viel Geld, denn die einzelnen Aktien dieser Unternehmen sind vergleichsweise teuer: Eine einzige Apple-Aktie kostet beispielsweise umgerechnet über 200 Euro. Die Aktien von Microsoft und Berkshire Hathaway sogar rund 400 Euro.
Den starken Fokus des ETFs kann man als Vorteil sehen: Man setzt auf die Besten der besten, die größten Unternehmen der größten Volkswirtschaft der Welt. In diese Richtung geht jedenfalls das Verkaufsargument von iShares. Die Top 20 des S&P 500 seien in den letzten drei Jahren für über 68 Prozent seiner Rendite verantwortlich gewesen, heißt es. Und es kommt häufig vor, dass Fondsanbieter auf Trends setzen, auf Aktien, die in der letzten Zeit gut gelaufen sind.
Dass die Top 20 in der Vergangenheit so gute Rendite geliefert haben, heißt allerdings nicht, dass du diesen Trend einfach so in die Zukunft fortschreiben kannst. Wer davon ausgeht, unterliegt einem typischen Anlegerfehler: dem Recency Bias. Das Thema Anlegerpsychologie und wie du damit umgehst, haben wir übrigens in unserem Artikel "Anlegerpsychologie: Wann Investments gefährlich werden" beleuchtet.
Zurück zum S&P 500 Top 20: Problematisch ist, dass du dich mit so einem starken Fokus auch einem großen Klumpenrisiko aussetzt. Wenn du uns schon länger folgst, ist dir das vermutlich auch schon klar: Große Renditechancen bedeuten auch: größeres Risiko.
Interessant ist das Timing: In letzter Zeit gab es vermehrte Nachfrage nach ETFs, die den US-Anteil im Portfolio senken können, beispielsweise Equal Weighted ETFs auf den MSCI World oder ETFs auf den MSCI World ex USA. Beide Varianten haben wir übrigens in vorangegangenen Insights-Folgen analysiert. Der S&P 500 Top 20 steht auf den ersten Blick für die gegenläufige Strategie. Er könnte aber auch eine gute Ergänzung sein, wenn man ihn beispielsweise mit einem Equal Weighted ETF auf den MSCI World kombiniert.

Der justETF Kickoff 2025

Zum Schluss habe ich noch eine Nachricht in eigener Sache: Es ist wieder soweit! Unser justETF Kickoff startet am 6. Januar. Wir haben auch diesmal tolle Experten zu uns eingeladen, wie zum Beispiel Dr. Gerd Kommer, Christian Röhl und Dr. Anna Terschüren von den Lazy Investors. Sie sprechen mit uns darüber, was das neue Jahr so bringt, zum Beispiel wie es nach der Wahl mit dem US-Markt weitergeht. Und natürlich kannst du auch deine Fragen stellen! Also, am besten abonnierst du unseren YouTube-Kanal und aktivierst die Glocke, dann bekommst du eine Benachrichtigung, sobald wir live sind. Und wenn du dich über unsere Kickoff Event-Page anmeldest, schicken wir dir eine Erinnerungsmail, damit du nichts verpasst. Los geht’s am 6. Januar um 16 Uhr – wir freuen uns auf dich!
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