ETF Markt Update: Wird die EU zum Staat?

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Das könnte tatsächlich passieren – allerdings nur auf dem Anleihemarkt. Wie das funktionieren soll und was das für dich bedeutet, erklären wir dir in diesem Artikel

ETF Markt Update: Wird die EU zum Staat?
 
  • Level: Für Fortgeschrittene  
  • Lesedauer: 5 Minuten
Was dich erwartet
 
 

Tops & Flops im Mai

Erstmal aber der Rückblick auf den vergangenen Monat – und weil ja demnächst die EM startet, haben wir uns erlaubt, diesmal ein paar Fußball-Floskeln einzubauen: Nachdem der April eher durchwachsen war, hat sich das Spielfeld im Mai wieder von seiner erfreulicheren Seite gezeigt. Die Topscorer des Monats waren Taiwan, die Türkei und die Schweiz, die alle starke Leistungen zeigten. Auch China war in einer recht guten Form und erzielte einen Gewinn von 4 Prozent. Nach jahrelangen Verlusten muss das chinesische Team aber auch noch einiges aufholen, denn im Vergleich zum Februar 2021 liegt es immer noch mit über 40 Prozent im Minus. Doch seit Jahresbeginn ist eine leichte Erholung zu spüren. Ein entscheidender Moment war das neue Maßnahmenpaket der chinesischen Regierung zur Stabilisierung des Immobiliensektors, das dem Team neuen Schwung verliehen hat. Mitte Mai ging ihm allerdings offenbar die Puste aus.
Nicht so gut lief es für Saudi-Arabien, Indonesien und die Philippinen, die unter ihren Erwartungen blieben und Federn lassen mussten. Betrachten wir die einzelnen Sektoren, so war der Mai insgesamt ein erfolgreicher Monat: leichte Verluste gab es bei Energie und den Nicht-Basiskonsumgütern, aber alle anderen Sektoren erzielten Gewinne. Besonders hervorzuheben ist das IT-Segment, das mit einem Zuwachs von fast sieben Prozent den klaren Sieg einfuhr und wieder einmal die Tabellenführung übernahm.

EU-Anleihen

Am Anleihemarkt tut sich eine Menge. Zum einen finden Laufzeit-Bond-ETFs immer mehr Verbreitung: Nach iShares und Xtrackers geben jetzt auch Amundi und Invesco Anleihe-ETFs mit einer fixen Laufzeit heraus. Ist die abgelaufen, wird der ETF geschlossen und du erhältst automatisch dein Geld zurück – ähnlich wie bei einer “normalen” Staats- oder Unternehmensanleihe. So kannst du besser planen, wenn du das Geld nur für einen bestimmten Zeitraum anlegen willst, zum Beispiel weil du dir in ein paar Jahren eine Wohnung kaufen willst.
Gleichzeitig hast du den Vorteil, dass diese Laufzeit-ETFs wie normale ETFs in viele verschiedene Anleihen gleichzeitig investieren – du streust dein Risiko also mehr, als wenn du in eine einzelne Anleihe investieren würdest. 
Und dann gab’s da noch diese Nachricht: Laut einem Bericht von Bloomberg könnte die EU am Anleihemarkt demnächst als Staat klassifiziert werden. Tatsächlich gibt die EU seit der Corona-Pandemie eigene Anleihen heraus. Mit dem Geld hat sie zunächst den Corona-Wiederaufbaufonds finanziert; inzwischen nutzt sie es auch für andere Projekte, zum Beispiel für die Ukraine-Hilfen.
Aktuell sind EU-Anleihen in Indizes für Supranationals gelistet. In solche Indizes investieren aber nicht so viele Anleger. Nun haben zwei große Anbieter, nämlich MSCI und Intercontinental Exchange, signalisiert, dass sie die EU möglicherweise in Indizes für Staatsanleihen aufnehmen. Und viele Experten gehen davon aus, dass das klappt. Das würde den Kreis der potentiellen Anleger deutlich vergrößern. Ninon Bachet, Anleihen-Spezialistin der Société Générale, rechnet mit Zuflüssen von bis zu 10 Milliarden Euro. Auch in ETFs auf Staatsanleihen könnten EU-Bonds in Zukunft auftauchen – und damit vielleicht auch in deinem Depot.
Grundsätzlich sind EU-Anleihen aus Investoren-Sicht durchaus interessant: Sie gelten als liquide und sehr sicher. Von den großen Rating-Agenturen bekommen sie die Bewertung Triple A, also höchste Bonität. Grund dafür sind vor allem die ebenfalls hoch bewerteten Mitgliedsstaaten Deutschland, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande und Schweden. Sie steuern mehr als ein Drittel der Haushaltsbeiträge der EU bei und sind nach Ansicht beispielsweise der Analysten von Fitch in der Lage, zusätzliche Mittel bereitzustellen, wenn das nötig sein sollte, um Schulden zu begleichen. “Die Bestätigung der Ratings der EU und des stabilen Ausblicks spiegelt das starke Engagement der EU-Mitgliedstaaten wider, die EU finanziell zu unterstützen”, heißt es im aktuellen Report von Fitch.
Trotz der guten Bewertung gibt’s mehr Rendite für EU-Anleihen, als zu erwarten wäre: Je nach Laufzeit zwischen 0,2 und 0,6 Prozentpunkte mehr als zum Beispiel bei vergleichbaren deutschen Anleihen, die ebenfalls eine Triple A Bewertung haben. Für Investoren ist das gut, für die EU aber natürlich ungünstig, weil es für sie teurer ist, auf diese Weise Geld von Investoren zu bekommen. In Brüssel hofft man, dass sich das durch die neue Einstufung als Staatsanleihen ändert – erste Anzeichen gibt es bereits: Schon die Ankündigung, dass die EU-Bonds demnächst wie Staatsanleihen klassifiziert werden könnten, ließ die Spreads kleiner werden.

Zahl des Monats

Unsere Zahl des Monats lautet: zehn. Die letzten zehn Minuten eines Handelstages sind entscheidend. Crunch Time sozusagen. In dieser Zeit findet beim S&P 500 rund ein Drittel der gesamten Aktiengeschäfte statt. Und in Europa ist es genauso, das haben Autoren einer Studie der Uni Frankfurt herausgefunden. Sie haben sich über vier Jahre hinweg die Schlussauktionen der Börsen in Paris, London und Frankfurt angeschaut. Ihr Ergebnis: In dieser Phase werden 40 bis 50 Prozent der Aktiengeschäfte des gesamten Tages durchgeführt.
Der Grund: ETFs. Denn gegen Ende des Tages führen Anbieter ein Rebalancing durch, damit der ETF den jeweiligen Index möglichst korrekt nachbildet; sie kaufen und verkaufen also Aktien. Und weil passives Investieren immer beliebter wird, verstärkt sich der Trend. Dazu kommen aktive Investoren, die diese intensive Handelsphase ebenfalls nutzen.
Kritiker sagen: Das könnte dazu führen, dass Preise verzerrt werden. Tatsächlich haben die Studienautoren festgestellt, dass 14 Prozent des Preisunterschieds, der während der Schlussauktion entsteht, über Nacht korrigiert werden. So eine Korrektur am nächsten Morgen ist aber ein Stück weit normal und kann auch damit zu tun haben, dass sich die Nachrichtenlage über Nacht ändert – das geht jedenfalls aus einer anderen Studie der Universität Bocconi und der Uni Melbourne hervor. Die vielen Handelsgeschäfte in der Crunch Time haben auch einen Vorteil: Die Liquidität ist in dieser Phase größer als im Rest des Tages, deshalb sind die Handelskosten durch den Spread geringer. Nach Ansicht von Hitesh Mittal vom Finanzinstitut BestEx Research gleicht das die Kosten durch die höheren Schlusskurse aus.

Das Beste

Nvidia boomt ohne Ende: Allein seit Jahresbeginn ist der Kurs um über 100 Prozent gestiegen. Das hat Folgen: Ende Mai kostete eine einzige Aktie 1.000 Euro. Ganz schön viel Geld! Deshalb hat das Unternehmen einen Aktiensplit angekündigt. Das heißt: Die Aktien werden aufgeteilt. Wer eine Aktie hält, hat ab dem 6. Juni gleich zehn im Depot. Der Wert insgesamt bleibt gleich, aber die einzelne Aktie wird dadurch günstiger.
Das Schöne für ETF-Fans ist: Ob 100 oder 1.000 Euro, der Preis kann dir ein Stück weit egal sein. Auch wenn deine Sparplan-Rate nur 50 Euro beträgt, kaufst du trotzdem jedes Mal ein bisschen Nvidia mit. Es gibt aktuell übrigens 420 ETFs, mit denen du dir das Unternehmen ins Depot holen kannst. Welche das genau sind? Das musst du nicht mühsam raussuchen – du findest sie alle aufgelistet im Aktien-Profil von Nvidia auf unserer Website. Dazu liefern wir dir gleich noch weitere wichtige Infos für den Überblick, zum Beispiel die TER, die Fondsgröße und natürlich wie viel Gewicht das Unternehmen im jeweiligen ETF hat. So findest du den passenden ETF für dein Investment. Und natürlich gibt’s diese Funktion auch für die anderen Aktien in unserer Datenbank.
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