„Der Schwarze Schwan“ von Nassim Nicholas Taleb – Eine Rezension

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Wie wahrscheinlich sind höchst unwahrscheinliche Ereignisse? Dieser Frage hat Nassim Nicholas Taleb sein Buch „Der Schwarze Schwan“ gewidmet. In seiner Antwort steckt mehr als auf den ersten Blick zu erkennen ist. – Höchst unwahrscheinlich, aber wahrscheinlicher als gedacht.

„Der Schwarze Schwan“ von Nassim Nicholas Taleb – Eine Rezension
 

Über Nassim Nicholas Taleb

Der 1960 im Libanon geborene Taleb begann seine akademische Karriere an der University of Pennsylvania, wo er als Master of Business Administration abschloss. Seine spätere Promotion erhielt er an der Université Paris-Dauphine. Er war Professor an der University of Massachusetts Amherst. Aktuell ist er Ehrenprofessor an der New York University und Gastprofessor an der London Business School. Taleb ist außerdem Berater in einem Investmentunternehmen mit Spezialisierung auf asymmetrische Auszahlungen.

In seinen Theorien lehnt er die klassischen Wahrscheinlichkeitstheorien ab. Sich selbst bezeichnet er als „skeptischen Empiristen“. Im Kern seines Konzepts steht die These, dass die Wahrscheinlichkeitstheorie – und daher auch die meisten Finanzinstitute – die Wahrscheinlichkeit von unvorhergesehenen seltenen, aber machtvollen Ereignissen herunterspielt. Daher seien große Finanzinstitute wie Goldman Sachs, JP Morgan oder auch die Deutsche Bank in Wirklichkeit einem viel größeren Risiko ausgesetzt, als sie selbst glauben.
 

Über „Der Schwarze Schwan“

Der Schwarze Schwan wurde 2007 zum weltweiten Bestseller. Vielleicht war es Zufall, dass Nassim Nicholas Taleb gerade in diesem Buch eine Finanzkrise vorhergesagt hatte, die nur wenig später Realität wurde. Fakt ist aber: Die Anleger, die seine Strategien angewendet haben, kamen mit hohen Gewinnen durch die Krise.

Bei seinen Theorien geht es Taleb allerdings nicht darum, die Wahrscheinlichkeit für ein unwahrscheinliches Ereignis – oder in seinen Worten einen „schwarzen Schwan” – zu bestimmen, oder gar dessen Eintritt vorherzusagen. Es liege ja gerade in der Natur der „schwarzen Schwäne”, kaum oder gar nicht vorhersehbar zu sein. Vielmehr möchte Taleb ein System schaffen, das robust genug ist, um vor negativen „schwarzen Schwänen” gefeit zu sein. Gleichzeitig sollte es möglich sein, „schwarze Schwäne”, die sich positiv auswirken, besser für sich ausnutzen zu können.

Das mehr oder weniger bewusste Ausblenden extrem unwahrscheinlicher Ereignisse rührt laut Taleb daher, dass die meisten Menschen dem Irrtum unterliegen, es gäbe nur weiße Schwäne, also berechenbare, vorhersehbare Ereignisse. Dieser Ansatz macht die Welt zu einem einfacheren und kalkulierbaren Ort. – Eine fehlerhafte Denkweise, die laut Taleb zu verschiedenen fehlgeleiteten Denkweisen führe. Dazu gehört zum Beispiel die sogenannte „narrative Verzerrung”, nämlich die Neigung, ein zunächst unerwartetes Ereignis nachträglich plausibel erklären zu wollen.

Das Buch ist als Essay verfasst, aber mit einer Vielzahl von persönlichen Anekdoten und fiktiven Erläuterungshilfen gewürzt. Dank dieses, für Taleb spezifischen, Stils schafft es das Buch, trotz seines wissenschaftlichen Charakters sehr zugänglich zu bleiben. Auch Lesern ohne einschlägigen Hintergrund gelingt so ein Einstieg in die Welt der Wahrscheinlichkeitstheorie und deren Mängel. Gerade hierin liegt aber auch ein zentrales Problem des Buches: Taleb widerspricht den herkömmlichen Modellen und Lehrmeinungen teilweise massiv. Bücherfreunde, die sich nur mit diesem Werk auseinandersetzen, laufen Gefahr, eine unkonventionelle Lehrmeinung unkritisch zu übernehmen, ohne die Argumente der Gegenseite zu kennen. Vor allem im Bereich der Asset Allokation, der für Privatanleger  besonders interessant ist, schlägt Taleb Praktiken vor, die jeder für sich kritisch hinterfragen sollte. Im Zweifelsfall kann eine zweite Meinung nicht schaden.
 
„Der Schwarze Schwan” von Nassim Nicholas Taleb

„Der Schwarze Schwan” von Nassim Nicholas Taleb

Unser Urteil: Pflichtlektüre für alle, die sich kritisch mit dem Thema Asset Allokation und Risiko auseinandersetzen möchten.
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Fazit: Pflichtlektüre für alle, die sich kritisch mit dem Thema Asset Allokation und Risiko auseinandersetzen möchten

Der mit Anekdoten und Fiktion gespickte, essayistische Stil von Nassim Nicholas Taleb macht das Buch „Der Schwarze Schwan“ zu einem leicht verständlichen und unterhaltsamen Buch über die Schwächen der modernen Wahrscheinlichkeitstheorie. Den teilweise extremen Ansichten des Autors muss man dabei nicht zustimmen, dennoch sind sie eine erfrischende Alternative zu den herkömmlichen Ansätzen des Risikomanagements.

Leser sollten sich während der Lektüre allerdings bewusst sein, dass der Autor in diesem Buch seine eigene, teilweise einseitige Meinung wiedergibt.
 
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