Kauf und Handel von ETFs in der Krise
Soll ich meinen ETF Sparplan in der Krise lieber stoppen?
Mit einem ETF Sparplan auf globale Aktienindizes oder ein Weltportfolio sparen Sie regelmäßig feste Beträge an. In der derzeitigen Marktsituation bedeutet das: Für den konstanten Betrag kaufen Sie – bedingt durch den Kursverfall am Aktienmarkt – mehr Anteile der besparten ETFs in Ihr Sparplan-Depot als noch in den Monaten zuvor. Besonders in Marktphasen wie diesen lohnt es sich daher, weiter den langfristigen Sparplan zu verfolgen und gegebenenfalls sogar aufzustocken. Langfristig entsteht so nämlich eine Mischung aus günstig und weniger günstig eingekauften ETF-Anteilen. Fachleute nennen das den „
Cost-Average-Effekt”.
Falls sich durch die wirtschaftlichen Umstände etwas an Ihrer Einkommenssituation geändert hat, sollten Sie prüfen, ob die bisherige Sparrate noch eingehalten werden kann. Passen Sie diese ansonsten an. Denn das ist das Gute an ETF Sparplänen: Sie können sie jederzeit anpassen, also stoppen, wieder aufnehmen oder die Sparrate verändern.
Auch bei ETF Sparplänen gilt: Vergleichen lohnt sich! Das Angebot der Online Broker unterscheidet sich teils sehr deutlich. Einen Überblick über die Konditionen für ETF Sparpläne haben wir in unserem
ETF Sparplan Vergleich für Sie zusammengestellt.
Kann ich ETFs im Crash weiterhin kaufen und verkaufen?
Die Voraussetzung für den Kauf und Verkauf von ETFs ist eine offene Wertpapierbörse. Nur in Extremsituationen kann es zu einer Schließung kommen, z.B. nach dem Anschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001, wo die dortige Börse etliche Tage geschlossen blieb.
Wahrscheinlicher als eine Börsenschließung sind Handelsaussetzungen. In den USA wurde der Handel aufgrund der Kursentwicklungen im Frühjahr 2020 des Öfteren für kurze Zeit ausgesetzt. Das passiert automatisch, wenn Leitindizes oder wichtige Aktien und ETFs zu stark schwanken. Bei Xetra, dem elektronischen Handelssystem der Deutschen Börse, gibt es hierfür eine automatisiert einsetzende Vorstufe, die den Handel schneller und weniger komplex gestaltet. Gleichzeitig werden die Restriktionen für Market Maker und Volatilitätsspannen gelockert, was zu höheren Spreads führen kann. Am 24. Februar 2020 war dies beispielsweise der
Fall. Ebenso sind
Handelsunterbrechungen im Falle extremer Volatilität vorgesehen. Das kann natürlich auch den ETF-Handel betreffen.
Wie liquide sind ETFs in der Krise?
Wenn die Unsicherheiten an den Kapitalmärkten zunehmen, wollen die Marktteilnehmer weniger Risiken eingehen. Daher weiten sich in Krisen die Geld-Briefspannen (Spreads), etwa bei Aktien. Das überträgt sich auch auf ETFs. Nach Analysen von Branchenprimus BlackRock handelten ETFs jedoch in turbulenten Börsenphasen wie zu Beginn der Corona-Pandemie zwar zu Rekordvolumina, zu systematischen Ausverkäufen kam es jedoch weder bei Aktien- noch bei Anleihen-ETFs. Eine drastische Ausweitung der Spreads sei nicht zu beobachten gewesen. Dies deckt sich auch mit den Analysen des XLM-Maßes in den kritischen Zeiträumen. Dieses Maß für ETF-Liquidität wird von der Deutschen Börse monatlich für jeden ETF berechnet.
In extremen Marktsituationen sollten Sie den Spread besonders beim Handel über Regionalbörsen und deren elektronische Handelsplätze (Tradegate, Quotrix, LS Exchange, gettex) beachten. Diese Handelsplätze können in Zeiten hoher Volatilität die Bindung an den Handelsplatz Xetra aufgeben und die Spreads massiv ausweiten. Das Gleiche trifft auch beim Direkthandel mit außerbörslichen Handelsplätzen zu.
Umso mehr gilt: Handeln Sie nach Möglichkeit nicht außerhalb der Börsenöffnungszeiten und beachten Sie das liquideste Zeitfenster für Ihren ETF.
Soll ich verkaufen, wenn der Markt einbricht? Oder ist das der richtige Zeitpunkt, um einzusteigen?
Die Turbulenzen an den globalen Aktienmärkten verunsichern Anlegende und machen vielen Neulingen den Einstieg schwer. Nie scheint der richtige Zeitpunkt gekommen. Wer glaubt, auf kurze Frist richtig reagieren zu können oder zu müssen, verschätzt sich leicht und realisiert hohe Verluste. Viele Anlageexpert:innen empfehlen daher, Aktien oder Aktien-ETFs langfristig zu halten und wenig zu handeln. Diese Strategie wird als Buy and Hold bezeichnet.
Natürlich ist eine hohe Disziplin erforderlich, um in der Krise nicht zyklisch alles zu verkaufen und dann die folgende Erholung zu verpassen.
Strategische Aufstellung des ETF-Portfolios
Die Auswirkungen von Inflation auf meine Ersparnisse
Inflation mindert die Kaufkraft in der Zukunft. Sie kostet also indirekt Rendite. Wie viel Inflation können Sie nun tolerieren und welche Höhe schadet? Die Ökonomie ist sich uneins über eine „gesunde Höhe” von Inflation. Einige Prozent können durchaus wünschenswert sein, um den Wandel im Kapitalismus zu beschleunigen. Eine zu hohe Inflation vermag dagegen eine ganze Volkswirtschaft zu lähmen, wie sich beispielsweise in vielen Entwicklungsländern zeigt.
Teuerungsraten um 5 Prozent können jedoch noch nicht als Hyper-Inflation gewertet werden, die tatsächlich fast das gesamte Vermögen vernichtet und die Wirtschaft in eine tiefe realwirtschaftliche Krise stürzt. Es ist auch unklar, ob eine Inflation während der Dauer eines langfristigen Investments permanent auf dieser Marke bleibt. Sicher ist jedenfalls aller Erfahrung nach, dass Zinsen auf Sparkonten unterhalb dieser Marke bleiben werden und die Anlage in höher rentierlichen Anlageformen wie Aktien-ETFs erfolgen sollte.
Vor allem die Rohstoffknappheit durch geopolitische Ereignisse oder aktuell nach dem Wiedererwachen der Wirtschaft infolge der Corona-Krise führen zu erheblichen Preissteigerungen. Ebenso stellen viele Staaten ihre Energiewirtschaft auf eine nachhaltigere Energieerzeugung um. Das trifft nicht nur auf die eigene Energierechnung für Heizen oder Mobilität zu. Auch die Erzeugung und Weiterverarbeitung vieler energieintensiver Güter wird teurer, was sich in Preissteigerungen niederschlägt.
Dennoch sollten ETF-Anlegende nicht sofort taktische Maßnahmen ergreifen. Inflationserwartungen sind nämlich meistens schon eingepreist. Langfristig setzen sich Unternehmen durch, die trotz Inflation hohe Renditen erwirtschaften können. Die finden sich in breit gestreuten Weltindizes wieder.
Wie viel Risiko sollte ich eingehen? Sind Aktien überhaupt das Richtige für mich?
„Wie viel Risiko möchte ich bei der Geldanlage eingehen?” Diese Frage stellen sich viele Anlegende. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre persönliche Risikotoleranz bestimmen und das für Sie passende Portfolio zusammenstellen können. Auch Aktien können trotz oder gerade wegen der aktuellen Marktsituation dabei eine Rolle spielen. Die Schwankungen bei Aktien verlieren nämlich ihren Schrecken, je länger Sie investieren.
Sollte ich meine Portfolio-Gewichtung in der Krise anpassen? Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Rebalancing?
Wenn Sie bereits in ein strategisches Portfolio investiert haben, zum Beispiel mit Hilfe der
Musterportfolios von justETF, dann verschieben sich die Anteile von risikoreicher und risikoarmer Komponente, wenn der Markt stark schwankt. Dem können Sie mit einem Rebalancing begegnen.
Ein Rebalancing Ihres ETF-Portfolios empfiehlt sich, wenn sich die Anlageklassen ganz unterschiedlich entwickelt haben. Zum Beispiel aktuell: Ein vormals ausgeglichenes Portfolio mit einem Verhältnis von Aktien zu Anleihen in Höhe von 50:50 hat durch eine Krise vor allem auf der Aktienseite an Wert verloren, Anleihen machen dadurch nun einen zu hohen Wertanteil des ETF-Portfolios aus. Ein Rebalancing gleicht das aus und kommt einem antizyklischen Kauf in der Krise gleich.
Besonders bei größeren Vermögen lohnt sich ein Rebalancing mit den damit verbundenen Transaktionskosten. Nur: Wie viel muss ich anpassen? justETF bietet als Premium-Funktion eine Automatisierung des Rebalancings bis hin zur Orderliste und warnt Sie sogar bei Überschreiten von Mindestgrenzen.
Wie kann ich mein Portfolio absichern?
ETFs schwanken in ihrer Performance wie der zugrundeliegende Index. In extremen Marktphasen kann es zu massiven Kursverlusten kommen, der Wert des Depots nimmt stark ab. Das muss nicht Ihr ETF-Portfolio treffen, insofern Sie es widerstandsfähiger gestalten.
Grundsätzlich fahren Sie besser, wenn Sie Ihr Portfolio strategisch und breit aufstellen und am besten über mehrere Anlageklassen hinweg diversifizieren.
Dazu benötigen Sie auch eine klare Strategie. Nachdem Sie festgelegt haben, wie viel Risiko Sie eingehen wollen, geht es darum, die Anteile der verschiedenen Anlageklassen in Ihrem Portfolio zu bestimmen (sog. „Asset Allocation”).
Sicherheit von Einlagen und ETFs in der Aktienmarkt-Krise
Wie sicher sind meine Einlagen bei Banken?
Einlagen auf Giro-, Tagesgeld- und Sparkonten sind bei Insolvenz über verschiedene Sicherungsgemeinschaften bis 100.000 Euro geschützt. Zu allen Online Brokern finden Sie diese Informationen auch in unseren
Online Broker Erfahrungsberichten.
Wie sicher ist mein in ETFs investiertes Geld?
ETF-Anlegende sind auch bei Insolvenzen von Marktteilnehmern auf der sicheren Seite. Denn ETFs sind Publikumsfonds, die Kraft des Kapitalanlagegesetzbuches eine eigene Rechtspersönlichkeit besitzen (sog. „
Sondervermögen”). Das deutsche Fondsgesetz (kurz:
KAGB) gilt zwar nur für ETFs, die in Deutschland aufgelegt worden, es basiert jedoch auf der
europäischen Fondsrichtlinie (kurz OGAW oder UCITS), die in ähnlicher Form in allen anderen EU-Ländern ebenso umgesetzt wurde. Entsprechende Bestimmungen gelten also auch für in
Irland,
Luxemburg,
Frankreich oder den
Niederlanden domizilierte ETFs. Ihre ETF-Anteile sind somit vor dem Zugriff von Marktteilnehmern geschützt, auch wenn diese Insolvenz anmelden müssten und Ansprüche geltend machen würden.
Nicht von der Fondsrichtlinie abgedeckt werden
ETCs, ebenso wenig physisch besicherte Produkte wie etwa
Xetra-Gold. Zwar liegt Ihr Geld auch hier in einem separaten Konto einer eigens zur Verwaltung der ETCs gegründeten Gesellschaft, die vor Insolvenzansprüchen Dritter geschützt ist. Dieser Schutz wird durch die Verträge der am ETC beteiligten Firmen untereinander gewährleistet, die im Prospekt des ETC beschrieben werden. Ein darüber hinausgehender Schutz durch eine entsprechende gesetzliche Regelung besteht jedoch nicht. Ein ETC ist laut Gesetzgebung kein Sondervermögen. Ähnlich verhält es sich mit den
Krypto-ETNs.
Andere Regelungen gelten für das eigene
Depot, in dem die ETFs verwahrt werden. Denkbar wäre eine Situation, in der Sie bedingt durch die Insolvenz eines Brokers nicht mehr auf das eigene Depot zugreifen können. Der Rechtsanspruch bestünde aber natürlich fort, und die ETF-Anteile gehörten Ihnen weiterhin. Falls ein insolventer Broker nun nicht mehr in der Lage sein sollte, Ihr Depot zu verwalten, würde nicht die Einlagensicherung, sondern das Anlegerentschädigungsgesetz (kurz
AnlEntG) greifen. Anlegende haben einen unmittelbaren Anspruch auf „
Herausgabe von Instrumenten, deren Eigentümer sie sind” – also ihre ETF- oder ETC/ETN-Anteile.