- Level: Für Fortgeschrittene
- Lesedauer: 8 Minuten
Das erwartet dich in diesem Markt-Update
Tops & Flops im Oktober
Unsere Topliste wird diesen Monat von Pakistan, Taiwan und den USA angeführt. Der DAX hat zum Monatsende eine kleine Verschnaufpause eingelegt – Mitte Oktober hatte er – schon wieder – ein neues Alltime-High erreicht. Eigentlich warten alle nur noch darauf, dass er zum ersten Mal die 20.000-Punkte-Marke knackt. Übers Jahr hat er ein Plus von über 14 Prozent gemacht. Wie kann das sein, obwohl es in Deutschland eigentlich nicht so gut läuft, immerhin sind wir im 3. Quartal nur knapp an der Rezession vorbeigeschrammt? Für viele stellt sich daher die Frage: Bildet sich hier gerade eine Blase? Dass der DAX besser läuft, als es die wirtschaftliche Entwicklung vermuten lässt, hat verschiedene Gründe: Zum einen sind viele deutsche Unternehmen, vor allem aus dem Mittelstand, nicht börsennotiert. Sie sind zwar sehr wichtig für die deutsche Wirtschaft insgesamt; für den Kapitalmarkt ist ihre Entwicklung aber irrelevant. Das ist übrigens auch ein Punkt, den du bedenken solltest, wenn du dein Portfolio nach BIP gewichten willst: Selbst wenn du es schaffst, die Länder-Gewichtung korrekt nach BIP abzubilden, spiegelt es trotzdem nicht wirklich die Wirtschaftsleistung dieser Länder wider, weil eben nicht alle Unternehmen, die dazu beitragen, börsennotiert sind. Zum anderen sind viele große Unternehmen nicht allein vom Standort Deutschland abhängig, sie produzieren viel im Ausland – und exportieren auch dorthin. Besonders erfolgreich ist der Softwarekonzern SAP, um den geht’s gleich noch ausführlicher. Angst vor eine Blase musst du also vermutlich nicht haben. Das zeigt auch ein Blick auf das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV des DAX, das bei etwa 14 liegt und damit ungefähr im Durchschnitt. Zum Vergleich: Das Index-KGV des S&P 500 beträgt stolze 28 und das des Nasdaq 100 sogar 40. Zurück zu unseren Tops und Flops des Monats: Nicht so gut lief es im Oktober für Malaysia, Indien und Südkorea. Bei den Sektoren gibt sich ein gemischtes Bild: IT und Kommunikation liegen mal wieder ganz vorn mit über 7 und 5,5 Prozent, dicht gefolgt von Finanzen mit etwas mehr als 5 Prozent. Nicht gut abgeschnitten haben Grundstoffe und der Gesundheits-Sektor mit jeweils etwa 1,8 Prozent Minus. Auch die Versorger und die Branche der Basis-Konsumgüter sind im Minus. Ziemlich gut lief der Monat übrigens auch für viele Kryptowährungen; Bitcoin beispielsweise hat ein Plus von rund 16 Prozent erzielt.Ist SAP ist zu gut für den DAX?
SAP ist einfach zu erfolgreich: Seit Oktober 2022 ist der Wert des Unternehmens um 160 Prozent gestiegen. Klingt erstmal super für die Anleger, ist aber ein Problem – jedenfalls für den DAX: Durch den Erfolg wird das Gewicht von SAP im DAX immer größer und kratzt nun an der Kappungsgrenze des Index. Dabei ist sie erst vor circa einem halben Jahr angehoben worden, von 10 auf 15 Prozent.SAP vs. DAX über die letzten 5 Jahre
Quelle: justETF.com; Stand: 04.11.2024
Kurze Erklärung: Die Kappungsgrenze ist die Obergrenze für den Anteil eines einzelnen Unternehmens im Index. Das soll verhindern, dass einzelne Unternehmen zu viel Gewicht bekommen und Klumpenrisiken entstehen. Die Grenze sorgt also für ein Mindestmaß an Diversifizierung – und mit gerade mal 40 Titeln ist der DAX ohnehin nicht sonderlich breit gestreut.
Für extrem erfolgreiche Unternehmen wie SAP hat das aber einen Nachteil: Denn wenn ein Konzern zu viel Gewicht ausmacht, der Börsenwert also zu hoch gestiegen ist, müssen ETF-Anbieter, die den entsprechenden Index nachbilden, Aktien verkaufen, um den Wert wieder unter diese Grenze zu drücken. Die Verkäufe wiederum können sich negativ auf den Aktienkurs des Unternehmens auswirken.
Das war übrigens laut Linde-Chef ein Grund, weshalb der Industrie-Gase-Konzern Anfang 2023 aus dem DAX ausgestiegen ist.
Wir haben uns gefragt: Wie sieht es eigentlich bei anderen Indizes aus, haben die auch Probleme mit einzelnen Schwergewichten? Schauen wir in die USA: Dort wurde ja viel über die Magnificent 7 diskutiert, die sieben erfolgreichsten Unternehmen. Sie machen zusammen circa ein Drittel des S&P 500 aus. Das Gewicht jedes einzelnen dieser Tech-Giganten ist aber nicht übermäßig groß: Apple als größtes Unternehmen macht 7 Prozent aus. Im Nasdaq 100, der weniger Unternehmen enthält und einen stärkeren Tech-Fokus hat, ist das Gewicht von Apple etwas größer und liegt bei 9 Prozent. 9 Prozent ist auch der Wert, auf den das jeweils größte Unternehmen in Großbritanniens FTSE 100 und Frankreichs CAC 40 kommen.
Beim italienischen FTSE MIB kommt die UniCredit Bank, die ja gerade versucht, die Commerzbank zu übernehmen, auf knapp 12 Prozent. Insgesamt enthält der Index übrigens ebenso wie der DAX nur 40 Unternehmen, die Top 10 zusammen machen davon über 70 Prozent aus.
Der MSCI Japan ist im Gegensatz dazu sehr breit diversifiziert: Er enthält über 200 Unternehmen und Toyota als das größte kommt auf nicht mal 5 Prozent.
Anders das Bild in Korea: Im MSCI Korea ist Samsung mit 26 Prozent Anteil ein ziemliches Schwergewicht. Noch größer ist die Konzentration beim MSCI Taiwan: Der besteht nämlich zu einem Drittel aus einem einzigen Konzern: Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC).
Eine solche Konzentration kann, wie gesagt, problematisch sein. Möglicherweise führt der steigende Erfolg einzelner Unternehmen und die daraus entstehenden Klumpenrisiken auch zu einem Umdenken bei Investoren: Zumindest interessieren sich offenbar immer mehr Menschen für Equal Weight ETFs.
Bei diesen ETFs wird jedes Unternehmen gleich gewichtet. Damit bieten sie eine Alternative zu ETFs, die nach Marktkapitalisierung gewichten, wo also ein Unternehmen, was an der Börse erfolgreich ist, auch mehr Gewicht einnimmt. Stürzt so ein Unternehmen plötzlich ab, beeinflusst das die Performance eines Equal-Weight-ETFs sehr viel weniger als die eines “normalen” ETFs. Allerdings hast du wiederum auch den Nachteil, dass du nicht von einer überdurchschnittlichen Performance einzelner Unternehmen profitierst. Elroy Dimson, Professor für Finanzen an der Cambridge Judge Business School hat Equal Weight ETFs auf einer Veranstaltung von ETF Stream deshalb als “erschreckend schlechte Idee” bezeichnet, weil sie, Zitat, “die Loser kaufen und die Gewinner verkaufen”.
Bei Investoren erfreuen sich Equal Weight ETFs trotzdem steigender Beliebtheit: Laut einer Analyse von ETF-Stream wurde im vergangenen Jahr am meisten in solche ETFs investiert. Der Xtrackers S&P 500 Equal Weight allein erhielt in diesem Zeitraum 2,3 Milliarden US-Dollar, beim Pendant von iShares waren es 1,6 Milliarden Dollar.
justETF Tipp: Seit kurzem gibt es auch mehrere ETFs auf den MSCI World Equal Weighted Index.