24.03.2025
Das schöne warme Wetter Anfang März hat bereits viele aus dem Haus gelockt, der Frühling ist in der Luft. Doch halt, bevor du jetzt in freudiger Erwartung der nächsten warmen Sonnenstrahlen mit Staubwedel und Besen bewaffnet anfängst deinen Balkon auf Hochglanz zu polieren, wäre es nicht Zeit auch mal im Portfolio ein kleines bisschen aufzuräumen?
Nicht falsch verstehen: Das soll jetzt nicht heißen, dass ein ETF-Portfolio im Frühling mal wieder kräftig durchgemischt werden sollte. Vielmehr geht es darum, die Ausrichtung zu überprüfen und unerwünschte Verschiebungen zu korrigieren. Ist das Portfolio noch so hübsch und adrett aufgestellt, wie man es sich einst vorgenommen hatte? Oder haben sich über die Zeit still und heimlich Risiken durch die Hintertür eingeschlichen, die man ursprünglich gar nicht eingehen wollte?
Wie gerät ein ETF-Portfolio eigentlich aus der Balance? Wie kannst du eine Schieflage in deinem Portfolio durch Rebalancing – also einer Umschichtung - wieder begradigen? Und machen eigentlich auch Indexanbieter einen Frühjahrsputz?
Ein diversifiziert aufgebautes Portfolio könnte beispielsweise ETFs aus 60 Prozent Aktien, 30 Prozent Anleihen und 10 Prozent alternativen Anlagen wie Overnight-ETFs oder ETCs auf Rohstoffe, Gold oder digitale Währungen, bestehen.[1] Entwickeln sich die Aktienmärkte verhältnismäßig gut, kann sich die Verteilung des Portfolios jedoch ändern. Denn wenn sich ein Teil des Depots besser entwickelt als der Rest, steigt dessen Wert überproportional an, sodass die Gewichtung dieses Teils im Portfolio zunimmt, während der Anteil aller übrigen Positionen schrumpft. Vor allem in Phasen besonders stark steigender Aktienmärkte kann das eine Rolle spielen. Statt der ursprünglichen Gewichtung könnte unser Beispiel-Portfolio nun eine Aufteilung von 72 Prozent in Aktien, 22 Prozent in Anleihen und 6 Prozent alternativen Anlagen aufweisen. Eine Veränderung, die vielleicht kaum wahrgenommen wird, aber potenziell große Auswirkungen auf das Risikoprofil eines Portfolios haben könnte. Das Portfolio aus unserem Beispiel wäre mit 72 Prozent Aktien etwas riskanter, als man es sich bei der initialen Wahl von 60 Prozent überlegt hatte. Entsprechend größer können Schwankungen und Verlustphasen ausfallen.
Hier setzt das Rebalancing an – eine Strategie, die das Portfolio wieder in die ursprüngliche Balance zurückführen soll. Man kann es sich auch als eine Strategie des systematischen “Kaufen bei niedrigen Kursen und Verkaufen bei hohen Kursen” vorstellen, da überdurchschnittlich stark gestiegene Positionen beim Rebalancing tendenziell verringert werden, während unterdurchschnittliche Positionen aufgestockt werden. Im ersten Moment kann sich der Ansatz Positionen zu verkaufen, die gut liefern, und schwächer laufende Anteile aufzustocken komisch anfühlen. Doch eine Portfolioausrichtung wieder herzustellen, die man grundsätzlich für das eigene Risikoempfinden definiert hat, minimiert in der Regel das Risiko von Rückschlägen und stärkeren Schwankungen im Depot.
In unserem Beispiel würden im Zuge einer Umschichtung 12 Prozent der Aktien im Portfolio verkauft werden. Mit den Erlösen würden 8 Prozent Anleihen und 4 Prozent alternative Anlagen gekauft werden. Die folgende Grafik veranschaulicht unser Beispiel des Rebalancings.
Offensichtlich stellt sich nun die Frage nach der Häufigkeit, wobei es verschiedene Ansätze gibt. Die Überprüfung des Portfolios kann in regelmäßigen, vorab festgelegten Zeitabständen – zum Beispiel jährlich, oder halbjährlich – erfolgen. Eine weitere Möglichkeit ist die Umschichtung im Portfolio, sobald eine bestimmte prozentuale Abweichung überschritten wurde. So lässt sich individuell festlegen, wie sehr man die Gewichtungen der Vermögenswerte “atmen” lassen möchte. Eine sehr geringe Toleranz bei der Abweichung vom Zielgewicht würde allerdings dazu führen, dass das Portfolio häufiger überprüft und angefasst werden muss.
Aber heißt es nicht eigentlich: “Hin und Her macht Taschen leer”? Das stimmt: Viele Transaktionen im Portfolio können, je nach Gebührenstruktur des Brokers[2], Kosten verursachen und so die Gesamtrendite schmälern.
Eine alternative Herangehensweise, bei der das Portemonnaie etwas geschont werden könnte, ist die Anpassung der Gewichtung im Portfolio durch gezielte Einmalzahlungen oder Sparpläne. In unserem Beispiel könnte neues Kapital überwiegend in Anleihen und alternative Anlagen fließen, ohne dass dafür Aktien verkauft werden müssten. So lässt sich gerade bei kleineren Portfolios die Gewichtung wieder in Richtung der ursprünglich gewählten Strategie bringen.
Wir halten fest: Rebalancing ist kein Market-Timing. Es geht nicht um den Versuch, den idealen Zeitpunkt für Käufe oder Verkäufe zu erwischen. Stattdessen folgt man einer systematischen Regel. Etwa indem man ein Portfolio jährlich, oder bei Abweichungen von der Zielallokation, zum Beispiel von mehr als 5 Prozentpunkten, anpasst. Diese Herangehensweise kann dabei helfen, weniger emotionale Entscheidungen zu treffen und das Portfolio stattdessen konsequent auf Kurs zu den eigenen, langfristigen Anlagezielen zu halten.[3]
Selbst innerhalb eines ETFs kommt es regelmäßig zu Anpassungen – mal können sie größer ausfallen, mal kleiner, je nachdem, welchen Index ein ETF abbildet. Auch MSCI, ein Unternehmen das als Indexanbieter hinter dem MSCI World Index[4] steht, überprüft regelmäßig die Zusammensetzung seiner Indizes. Zuletzt erfolgte dies im Februar; das nächste Mal ist im Mai geplant.[5] Beim finanziellen ‚Reinemachen‘ in Aktienindizes können neu gelistete Wertpapiere in einen Index aufgenommen werden, während weniger investierbare Titel entfernt werden. Auch die Klassifizierung nach Unternehmensgröße – also ob große, mittel- oder klein kapitalisierte Aktien – wird jedes Quartal neu bewertet.[6] Zum Beispielwerden Im MSCI World Index werden dabei typischerweise zwischen 30 und 50 Aktien im Quartal ausgetauscht. Allerdings handelt es sich dabei meist nur um Titel mit sehr geringer Gewichtung von etwa 0,01 Prozent, sodass die Gesamtauswirkung auf den Index in der Regel überschaubar bleibt.[7]
Etwas anders sieht es bei Indizes wie dem MSCI World Momentum Index aus. Die Aktien werden hier nach dem "Momentum-Faktor" ausgewählt und gewichtet, anders als im rein nach Marktkapitalisierung gehenden MSCI World Index. Der Momentum-Faktor zählt zu den bestuntersuchten Phänomenen an den Finanzmärkten und beschreibt die Beobachtung, dass Aktien mit positiver Preisdynamik häufig auch zukünftig überdurchschnittlich performen. Im MSCI World Momentum Index werden daher zweimal jährlich die Werte mit dem höchsten Preis-Momentum ausgesucht. So soll sichergestellt werden, dass im Index auch wirklich die Aktien mit dem positivsten Preismomentum enthalten sind. Das professionelle Portfoliomanagement des ETF-Anbieters übernimmt diesen “Frühjahrsputz” automatisch und sorgt dafür, dass ETFs stets die aktuelle Zusammensetzung der von ihnen nachgebildeten Indizes widerspiegeln – und das mehrmals im Jahr.
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