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Die Magnificent 7 – nur eine Blase?

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Die größten US-Unternehmen der Technologiebranche werden auch als die Glorreichen 7 bezeichnet. Wir wagen einen Blick hinter die scheinbar offensichtlichen Zahlen

Die Magnificent 7 – nur eine Blase?
 
  • Level: Für Fortgeschrittene
  • Lesedauer: 6 Minuten
Das erwartet dich in diesem Artikel

Das Problem mit den Magnificent 7

Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. Diese 7 führenden US-Konzerne sind nicht nur Marktführer in ihren jeweiligen Branchen – sie beherrschen mit einem Anteil von rund 30 % auch den S&P 500 und sind damit auch ein wichtiger Faktor für die Wertentwicklung des Welt-Aktienmarktes.
Wie relevant diese Konzerne für die Rendite des US-Leitindex tatsächlich sind, zeigt folgende Grafik eindrücklich:

Der Magnificent 7 Klumpen

Der Magnificent 7 Klumpen
Quelle: JP Morgan Guide to the Markets; 2024
Alleine seit Anfang 2023 stehen die 7 Schwergewichte für eine Rendite von knapp 44 %. Die restlichen 493 Unternehmen im S&P 500 kamen zusammen nur auf eine Kursrendite von etwa 5 %. Das bedeutet: Ohne die Magnificent 7 hätte der S&P 500 in diesem Zeitraum fast 90 % weniger Rendite abgeworfen, als er es tatsächlich getan hat – na wenn das kein Klumpen ist, oder?
Sicher handelt es sich hierbei um einen klaren Klumpen im Bereich “Big Tech”. Doch ist das ein Problem? Ja und nein. Ja, weil die Performance des S&P 500 maßgeblich an wenigen Werten hängt. Und ja, wenn es bei eben diesen Werten mal schlechter laufen sollte, wird das auch auf die entsprechenden Indizes und ETFs durchschlagen (weil sie ein hohes Gewicht im Index einnehmen).
Aber nein, es ist insofern kein “Problem” als dass es historisch gesehen sehr oft so war, dass die Weltaktienmarkt-Rendite lediglich von einigen wenigen Werten “produziert” wurde – während der große Rest kaum zur Wertentwicklung des Index beiträgt. Das bedeutet also, dass du mit der breiten Streuung per ETF vor allem sicher gehst, auch die Highflyer im Depot zu haben, die maßgeblich die Rendite bringen.
Aktuelles Beispiel gefällig?
Vor kurzem analysierte das Multi-Family-Office HQ Trust, wie sich die Performance im bisherigen Jahresverlauf des DAX zusammensetzt. Das Ergebnis: 7 Werte im DAX waren im ersten Halbjahr 2024 für 92 % der Kursperformance des Index zuständig. Zum Vergleich: Im S&P 500 waren die Magnificent 7 “nur” für rund 60 % der Performance verantwortlich.
"Bei den meisten Indizes – und damit auch den ETFs – ist es normal, dass nur wenige, meist große Einzeltitel die Performance treiben", erläutert Pascal Kielkopf von HQ Trust dazu.
Nun werden einige einwenden: “Aber so extrem wie aktuell war es doch noch nie.” Schließlich ist das Gewicht der 7 größten Tech-Werte mit über 30 % um über ein Drittel höher als zu Zeiten der Dotcom-Bubble (damals waren es nur knapp 20 %). Das stimmt – allerdings wird bei diesem Vergleich gerne die andere Seite der Medaille vergessen: nämlich die tatsächlichen Gewinne der Unternehmen. Während es sich bei den Dotcom-Aktien um Firmen handelte, die zum Teil keine Gewinne erwirtschafteten, gehören die Magnificent 7 von heute mitunter zu den profitabelsten Unternehmen weltweit.
Heute ist ein Leben ohne Apple, Microsoft, Google oder die Meta-Plattformen für Millionen Menschen kaum noch vorstellbar. In einigen Fällen ist es vielleicht sogar fast unmöglich – man denke nur an die Unternehmenssoftware, die Microsoft an fast alle Unternehmen der (westlichen) Welt lizenziert oder an Cloud-Lösungen von Amazon und Co., die ebenfalls tief im Alltag vieler Unternehmen verankert sind.
Bei solchen Vergleichen sollte man daher immer auch die realwirtschaftlichen Kräfte der Unternehmen berücksichtigen, die heute definitiv klarer sichtbar sind als es zur Jahrtausendwende der Fall war.
Doch wie steht es insgesamt um die Klumpenbildung im Aktienmarkt? Wie sieht es bei gewissen Sektoren oder bei der Ländergewichtung aus? Zeit, ein wenig herauszuzoomen …

Das gab es noch nie – wirklich?

Ja, das Gewicht der Glorreichen 7 ist aktuell nicht kleinzureden. Und ja, vor allem der Technologie-Sektor in den USA ist absolut dominierend. Doch handelt es sich hierbei – wie gerne von Privatanlegern oder Medien behauptet – tatsächlich um ein zuvor nie dagewesenes Phänomen?

Entwicklung der Sektor-Gewichtung in den USA von 1800 bis heute

Entwicklung der Sektor-Gewichtung in den USA von 1800 bis heute
Quelle: Goldman Sachs; 2024
Nein, denn in der Historie kam es immer wieder zu solchen Konzentrationen. Zum Teil waren diese sogar noch weit stärker ausgeprägt als es heute der Fall ist. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung an Fahrt aufnahm, sprossen die Gleise für Eisenbahnen nur so aus dem Boden. Eine Entwicklung, die selbstverständlich auch an der US-Börse nicht spurlos vorbeiging. So machte der Transportsektor – der im Wesentlichen aus Eisenbahngesellschaften bestand – Ende des 19. Jahrhunderts etwa 70 % der gesamten Marktkapitalisierung der USA aus. Also immer noch knapp doppelt so viel, wie aktuell der Technologie-Sektor. Und selbst in der jüngeren Vergangenheit – Mitte des letzten Jahrhunderts – wies der Energie-Sektor ebenfalls ein ähnlich hohes Niveau wie der Tech-Sektor heute aus.
Ähnliches gilt auch für die Länder-Allokation. Aktuell macht die USA in vielen Welt-Indizes einen Anteil von 50 % bis 70 % aus. Doch auch das ist historisch betrachtet kein Novum – in den 70er Jahren war der Anteil der US-Aktien am Welt-Marktkapitalisierung sogar noch deutlich höher. Ende der 80er Jahre konnte sich Japan sogar kurzzeitig an die Spitze der Welt setzen – bevor sein Anteil schnell wieder auf das vorherige Niveau abschmolz und inzwischen sogar deutlich unter den damaligen Werten notiert. Dafür betraten mit China und Indien zwei neue große Player den Welt-Aktienmarkt und tragen inzwischen mehr zur Welt-Marktkapitalisierung bei als manch europäische Wirtschaftsmacht.

Entwicklung der weltweiten Länder-Gewichtung von 1974 bis heute

Entwicklung der weltweiten Länder-Gewichtung von 1974 bis heute
Quelle: Goldman Sachs; 2024

Fazit: Das solltest du beachten

Heißt das nun, dass der aktuelle Technologie- bzw. USA-Klumpen und speziell der Anteil der Magnificent 7 kein Problem darstellt und es historisch betrachtet eigentlich keinen Handlungsbedarf für ETF-Anlegerinnen und Anleger gibt, da sich gewisse Klumpen mit der Zeit ohnehin glätten und es darüber hinaus nicht im Vorhinein prognostizieren lässt, wie sich gewisse Märkte oder einzelne Aktien entwickeln werden?
Ganz so einfach ist es nicht. Denn natürlich ist Diversifikation essentiell, um Risiken zu begrenzen. Daher solltest du bei deiner Strategie auch unbedingt ein Auge darauf haben, wie viel Prozent deines Portfolios in einzelnen Werten, Ländern oder Branchen investiert ist. Denn die Geschichte zeigt eindrücklich, dass nichts sicher ist und wir uns vielmehr in einem stetigen Wandel befinden. Während du diese Zeilen liest, arbeiten viele fleißige Menschen bereits daran, die Vormachtstellung der Magnificent 7 zu stören. Ein Großteil von ihnen wird scheitern, doch einige wenige werden erfolgreich sein und sich bald schon als neue Index-Schwergewichte in unseren ETFs wiederfinden.
Das Tolle daran? Uns als ETF-Investoren kann dieser Prozess nur recht sein. Denn egal welcher Konzern es schafft – mit globalen ETFs bist du an allen börsennotierten Unternehmen beteiligt, die unsere Welt auch in Zukunft maßgeblich prägen werden.
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