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Historische Simulation der Portfolio-Performance
Mit historischen Daten kannst du dir das Zusammenspiel von Rendite und Risiko anschauen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse kannst du dazu nutzen, ein Portfolio zusammenzustellen, das zu deiner persönlichen Situation passt. Entscheidend hierbei sind der Anlagehorizont, die subjektive Renditeerwartung sowie die individuelle Risikotoleranz. Zur Veranschaulichung beleuchten wir die historische Performance eines Portfolios aus zwei Anlagen: einer risikoarmen und einer risikoreichen. Die risikoarme Komponente besteht aus deutschen Staatsanleihen, die risikoreiche Komponente wird mit einem Investment über den MSCI World-Index in weltweite Aktienmärkte bestritten. Wir wollen nun simulieren, welchen Einfluss die strategische Wahl der Asset Allocation auf die langfristige Wertentwicklung und das Schwankungsrisiko eines solchen Portfolios hat. Dabei gehen wir von einem langfristigen Buy and Hold-Ansatz mit einem Anlagehorizont von 20 Jahren und einem jährlichen Rebalancing aus. Die anfangs festgelegte Asset Allocation wird also über die gesamte Zeit hinweg weiter verfolgt und jedes Jahr wiederhergestellt. Der zu Beginn des Investments festgelegte Risikoanteil des Portfolios – das heißt die Gewichtung der risikoreichen Komponente – kann dabei Werte zwischen 0 Prozent (Portfolio besteht nur aus deutschen Staatsanleihen) und 100 Prozent (reines Aktienportfolio) annehmen. Zunächst vergleichen wir die jährliche Wertentwicklung für den Zeitraum von 2003 bis 2023 für ein reines Anleihen- (Risikoanteil von 0%) und ein reines Aktienportfolio (Risikoanteil von 100%) miteinander.Jährliche Wertentwicklung von Anleihe- & Aktienportfolios von 2003 bis 2022
Risikoanteil von 0%
Quelle: justETF Research; Stand: 28.02.2023
Risikoanteil von 100%
Quelle: justETF Research; Stand: 28.02.2023
Während die Anleihen auch in Krisenzeiten sehr gleichmäßige, aber eher geringe Erträge erwirtschafteten, war das Aktienportfolio mit wesentlich größeren Schwankungen verbunden. Wer im Jahr 2003 in ein solches Portfolio investiert hätte, wäre durch eine höhere annualisierte Rendite jedoch für das dabei eingegangene Schwankungsrisiko entschädigt worden: 8,0 Prozent im Vergleich zu einer annualisierten Rendite von 2,3 Prozent bei einem nur aus Staatsanleihen bestehenden Portfolio.
Die positive Aktien-Entwicklung ist hierbei aber auch auf den gewählten Zeitraum zurückzuführen. Denn wer zu Beginn des Jahrtausends eingestiegen ist, startete – durch das Platzen der New-Economy-Blase (Dotcom-Bubble) – mit deutlichen Verlusten ins neue Jahrhundert.
Generell gesprochen beinhaltet der betrachtete Zeitraum aber dennoch mehrere der größten Börsenkrisen der jüngeren Geschichte:
- die Finanzkrise von 2008
- die Eurokrise 2011
- der Kurseinbruch infolge der Corona-Pandemie Anfang 2020
- Bärenmarkt in Folge des Krieges in der Ukraine und steigender Inflation & Zinsen in 2022
justETF Tipp: Kennst du schon unseren Artikel zum Thema ETF-Risiken?
Auswirkungen verschiedener Risikoanteile am Portfolio
Wir haben eine Simulation der jährlichen Wertentwicklung von 2003 bis 2022 für verschiedene Risikoanteile von 0 bis 100 Prozent (in Abstufungen von jeweils 10 Prozentpunkten) vorgenommen und die Ergebnisse in einer Tabelle für dich zusammengefasst:Simulation der jährlichen Wertentwicklung von 2001 bis 2020 für verschiedene Risikoanteile von 0 bis 100%
Risikoanteil | 0% | 10% | 20% | 30% | 40% | 50% | 60% | 70% | 80% | 90% | 100% |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Annualisierte Rendite | 2,3% | 3,0% | 3,7% | 4,3% | 4,9% | 5,5% | 6,1% | 6,6% | 7,1% | 7,5% | 8,0% |
Maximum Drawdown | -14,5% | -12,1% | -12,0% | -12,1% | -15,5% | -21,6% | -27,4% | -33,1% | -38,6% | -44,0% | -49,1% |
Bestes Jahr | 10,1% | 8,1% | 9,0% | 10,0% | 13,0% | 16,0% | 18,9% | 21,9% | 24,9% | 27,9% | 31,1% |
Schlechtestes Jahr | -11,9% | -11,9% | -12,0% | -12,1% | -12,2% | -12,8% | -17,4% | -22,0% | -26,6% | -31,2% | -35,8% |
Quelle: justETF Research; Stand: 28.02.2023
Es zeigt sich, dass die Bereitschaft zum Risiko im betrachteten Zeitraum belohnt wurde. Die annualisierte Rendite lag bei einem Aktienanteil von über 50 Prozent deutlich höher als bei einem sehr risikoarmen Portfolio. Am besten schnitten Portfolios mit einem Risikoanteil von 100 Prozent ab. Doch auch die Verlustrisiken in diesem 100 Prozent-Aktienportfolio waren deutlich größer als bei Mischportfolios bestehend aus Aktien- und Anleihekomponente. Bei einem solchen Portfolio begrenzt die Anleihenkomponente typischerweise die Verluste in Krisenzeiten (bspw. während der Finanzkrise 2008), während die Aktienkomponente bei positiver Marktentwicklung für stattliche Erträge sorgt.
Ein wesentlicher Punkt bei einem gemischten Portfolio ist das regelmäßige Rebalancing. Indem du die Assetklassen regelmäßig an ihre Ausgangswerte anpasst, kannst du das Risiko für dein Gesamtportfolio tatsächlich senken. Mehr dazu findest du in unserem Artikel zum Thema Rebalancing.
Ein Risikomaß, welches den größten temporären Verlust misst, der innerhalb einer Zeitperiode (in unserem Fall also innerhalb eines Jahres) auftrat, wird als „Maximum Drawdown” bezeichnet. In Abhängigkeit vom gewählten Risikoanteil des Portfolios gab es hier große Unterschiede. Bei einem auf Staatsanleihen beschränkten Portfolio betrug der maximale Verlust lediglich 14,5 Prozent, bei einer Aktienbeimischung von 10-30 Prozent sogar nur um die 12 Prozent. Im Gegensatz dazu verlor ein reines Aktienportfolio zwischenzeitlich fast die Hälfte seines Wertes (-49,1%).
Wichtig zu wissen
2022 war ein historisch schlechtes Jahr für Anleihen. Während Anleihe-Portfolios in den Jahrzehnten zuvor selten einen höheren Maximum Drawdown als 5% verzeichnet haben, mussten sie in Folge der rapiden Zinserhöhungen 2022 prozentuale Verluste im zweistelligen Bereich hinnehmen. Eine Situation, wie sie es seit vielen Dekaden nicht mehr am Anleihen-Markt gab.
2022 war ein historisch schlechtes Jahr für Anleihen. Während Anleihe-Portfolios in den Jahrzehnten zuvor selten einen höheren Maximum Drawdown als 5% verzeichnet haben, mussten sie in Folge der rapiden Zinserhöhungen 2022 prozentuale Verluste im zweistelligen Bereich hinnehmen. Eine Situation, wie sie es seit vielen Dekaden nicht mehr am Anleihen-Markt gab.
Fazit: So bestimmst du die eigene Risikotoleranz & den passenden Risikoanteil
Die oben aufgeführten Simulationsergebnisse können dir als Anhaltspunkt dienen, welche Risiken und Renditechancen mit einer bestimmten Portfoliogewichtung verbunden sind und welcher Risikoanteil am besten zu dir und deiner persönlichen Risikotoleranz sowie Renditeerwartung passt. Bist du bereit, für die Aussicht auf eine größere Rendite ein erhöhtes Kursrisiko einzugehen und auch Krisenzeiten auszusitzen? Lassen dein Anlagehorizont und deine finanzielle Situation eine solche Strategie überhaupt zu? Oder passt eine schwankungsarme Anlage mit eher geringen, aber relativ konstanten Erträgen besser zu dir? Diese Fragen solltest du dir im Vorfeld stellen.Unser Tipp: Die eigene Risikoeinschätzung treffen? Geht ganz einfach mit unserem Strategie Planer.
Eine Aussage über die zukünftige Rendite lässt sich jedoch nicht treffen. Insbesondere das historisch schlechte Anleihe-Jahr 2022 zeigt, dass es an der Börse keine Garantien gibt.