Scalable übernimmt Depotführung zukünftig selbst und startet eigene Handelsplattform

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Scalable beantragt Vollbanklizenz

Scalable Capital sorgt dieser Tage für Aufsehen in der Fintech-Szene. Nachdem der Berliner Konkurrent Trade Republic Ende letzten Jahres bereits die Vollbanklizenz erhalten hat, zieht die Münchner Investmentplattform nun nach und hat eigenen Angaben zufolge ebenfalls einen Erlaubnisantrag für das Einlagengeschäft gestellt. Bereits ab sofort übernimmt der Broker die Depotführung für Neukundinnen und Neukunden selbst. Bestehenden Kunden, die ihr Depot bisher noch bei der Baader Bank führen, sollen in den kommenden Wochen vom neuen Angebot profitieren können. Außerdem will Scalable in Zusammenarbeit mit Partnern (Deutsche Bank, J.P. Morgan Asset Management, DWS & Blackrock) 3,00 % p.a. Zinsen auf Broker-Guthaben für alle Kundinnen und Kunden weitergeben. Besonders interessant: Ab sofort gilt das auch für Broker-Guthaben bis 50.000 € im FREE Broker. Im PRIME+ Modell liegt die Höchstgrenze bei 500.000 €. Damit stellen Scalable und Trade Republic übrigens eine positive Ausnahme dar – die meisten anderen Broker und Banken bieten solch einen Zinssatz bestenfalls für Neukundinnen und Neukunden an. Bei den beiden Neobrokern kommen dagegen auch Bestandskunden in den Genuss der hohen Zinssätze. Doch damit nicht genug. Scalable verkündete zudem, eine eigene Handelsplattform – die „European Investor Exchange“ (EIX) – auf den Weg zu bringen. Was das alles für Neu- sowie Bestandskunden bedeutet, zeigen wir in diesem Artikel.

Das neue Scalable: Was das für dich heißt

Scalable führt Kunden-Depots und beantragt die Vollbanklizenz – doch was ändert sich dadurch für dich? Bisher hat der Neobroker, der neben Broker- auch Wealth Management-Lösungen anbietet, mit der Münchner Baader Bank als Depotbank für die Scalable-Kunden kooperiert. Neukundendepots sollen ab sofort auf der neuen Infrastruktur von Scalable aufgesetzt werden. Die rund eine Million Bestandskunden sollen in den kommenden Wochen von den Änderungen profitieren. Wenn du bereits Kunde bei Scalable Capital bist, läuft dieser Prozess laut Scalable wie folgt ab:

• Es bedarf deiner Zustimmung zu den neuen Vertragsbedingungen im Scalable-Kundenbereich
• Scalable informiert dich, sobald dein Depot eröffnet ist
• App und Login bleiben unverändert
• Es ist keine erneute Identifizierung notwendig
• Bisherige Daten und Transaktionen bleiben weiterhin für dich im Kundenbereich abrufbar
• Umstellungsservice für bestehende Depots im vierten Quartal 2025

Mit diesem Schritt nimmt das Fintech Depotführung, Börsenhandel, Clearing, Settlement und Custody auf seine selbst entwickelte Technologieplattform. Das ermöglicht dem Unternehmen außerdem eine nahtlose Integration der Dienstleistungen im Hintergrund mit der Benutzeroberfläche (Frontend) für die User und soll zukünftig einen noch besseren Service rund um die Broker- und Wealth-Angebote gewährleisten. Für die Sicherung der Einlagen arbeitet Scalable dabei – ähnlich wie der Konkurrent Trade Republic – unter anderem mit der Deutschen Bank zusammen. Überdies werden Geldmarktfonds von J.P. Morgan Asset Management, DWS und von BlackRock zur Verwahrung von Kundengeldern genutzt. Laut eigenen Angaben hat Scalable Capital bereits einen Erlaubnisantrag fürs Einlagengeschäft gestellt. Damit wäre Scalable in der Lage, das Einlagengeschäft auch selbst zu übernehmen. Kurz gesagt: Scalable Capital will die gesamte Wertschöpfungskette der privaten Geldanlage unter einem Dach vereinen. Neben dem Führen von Konten und Depots zahlt Scalable Zinsen, gewährt Kredite und spendet Liquidität im Börsenhandel. Die Technologie hierfür entwickelt und betreibt das Fintech dabei selbst.

Neues Zinsangebot in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank – Scalable gibt 3,00 % Zinsen p.a. weiter

Für viele wohl mindestens genauso spannend: Scalable wird dank des neuen Setups im Hintergrund ab sofort auch wieder höhere Zinsen weitergeben. Der Zins liegt dabei auf dem Niveau des Konkurrenten Trade Republic (aktuell 3,00 % p.a.). Doch damit nicht genug. Denn anders als in der Vergangenheit gibt Scalable ab sofort auch Zinsen für User des kostenlosen FREE Brokers (bis zu 50.000 €) weiter. PRIME+ Kundinnen und Kunden erhalten Zinsen auf Guthaben von bis zu 500.000 €.

Scalable plant eigene Handelsplattform

Neben den Änderungen bei der Depotführung verkündete Scalable auch Anpassungen im Wertpapierhandel. Kundinnen und Kunden sollen zukünftig auch über die eigens von Scalable gegründete und betriebene Handelsplattform European Investor Exchange, kurz EIX, handeln können. Diese wird in Kooperation mit der Börse Hannover betrieben, welche für die Handelsüberwachung zuständig ist. Bisher arbeitete Scalable für den Wertpapierhandel und Sparplanausführungen mit der Börse München (gettex) zusammen. Zukünftig werden das ETF- und Sparplanangebot sowie der Handel von Aktien und anderen Wertpapieren zu unveränderten Konditionen über die EIX angeboten. Im Scalable Broker wird der Handel aber auch zukünftig weiter über gettex und Xetra möglich sein. Das Interessante: Mit dieser Lösung könnten auch die Mehrkosten in Folge des sog. Payment-for-Orderflow-Verbots für dich verringert werden. Denn wenn Scalable den Handel gleich im eigenen Haus abbildet, wird der externe Handelspartner nicht mehr benötigt, was sich positiv auf die Gesamtkosten im Handel auswirken sollte. Wie günstig der Handel mit dieser Lösung am Ende für dich als Scalable-User ist, wird sich aber erst noch zeigen müssen. Doch es ist wahrscheinlich, dass Scalable mit diesem Schritt sicherstellt, auch nach “PFOF” zu den günstigsten Brokern am Markt zu gehören.

Fazit: Das Angebot im Überblick

Scalable beantragt nach Trade Republic also ebenfalls eine Vollbanklizenz und erhöht den Zinssatz, der an die Kundinnen und Kunden weitergegeben wird. Außerdem setzt die Investmentplattform im Bereich des Wertpapierhandels mit einem eigenen Handelsplatz auf neue, innovative Wege. Bei all den vielversprechenden Neuerungen ist aber auch klar: Für Scalable ist es nun entscheidend, die Infrastruktur für Neu- und Bestandskunden entsprechend den Ankündigungen umzusetzen. Denn hier lauert ansonsten ganz offensichtlich Frustpotential für Kundinnen und Kunden, falls dieser Prozess nicht problemlos gelingen sollte. Aus unserer Sicht zeigt dieser Schritt von Scalable Capital einmal mehr, wie sich der Konkurrenzkampf der Neobroker positiv auf die gesamte Banken- und Broker-Landschaft hierzulande auswirkt und dafür sorgt, dass alle Anbieter sich um bessere und preiswertere Angebote für Kundinnen und Kunden bemühen müssen. So profitieren am Ende alle, die ihr Geld in Eigenregie in ETFs und Aktien anlegen wollen.

Das Angebot im Überblick