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MSCI hängt FTSE und Co. ab
Heißt es bei dir Nuss-Nougat-Creme oder einfach „Nutella”? In vielen Lebensbereichen haben Markennamen das Sagen. Was im Alltag das „Tempo” ist, nennt man in der ETF-Welt MSCI World. Ist von einem breit gestreuten Welt-ETF die Rede, denkt niemand an den FTSE Developed oder an andere Indizes. Der MSCI World ist selbst Anfängerinnen und Anfängern im Bereich Geldanlage ein Begriff. Zum einen sind andere Index-Anbieter kaum bekannt. Zum anderen gibt es auf globaler Ebene kaum ETFs mit alternativen Indizes. Auf der Suche nach globalen Aktien-ETFs auf Industrieländer (ohne Faktor- bzw. Sektor-Ausrichtung) erscheinen neben 22 MSCI World-ETFs gerade einmal jeweils 2 ETFs zum FTSE Developed-Index und zum Solactive GBS Developed Markets Large & Mid Cap-Index. Bei Schwellenländern sieht das Ganze ähnlich aus: 18 ETFs auf den MSCI Emerging Markets und nur 2 ETFs auf das Pendant von FTSE Russell. Erst auf Ebene der Regionen beziehungsweise der Länder kommen andere Index-Anbieter wie zum Beispiel STOXX, S&P oder eben FTSE Russell ins Spiel. Es scheint fast so, als gäbe es auf globaler Ebene keine Alternative zum MSCI. Dabei sind sich FTSE und MSCI eigentlich sehr ähnlich. Auf den ersten Blick lässt sich bei den beiden Anbietern kein Unterschied der Indizes feststellen. Beide Marken bieten breit diversifizierte, nach Marktkapitalisierung gewichtete Indizes auf Industrie- oder Schwellenländer an. Die Unterschiede der zugrunde liegenden Indexkonzepte sind gering, aber ein Blick hinter die Kulissen lohnt.MSCI vs. FTSE: die Unterschiede
Die größte Diskrepanz zwischen den beiden Anbietern gibt es in der Einstufung der einzelnen Nationen als Industrie- oder Schwellenland. So wird beispielsweise Südkorea von FTSE als Industrienation eingestuft, bei MSCI gilt Südkorea als Schwellenland. Diese Klassifizierung entscheidet bei beiden Anbietern darüber, welche Länder jeweils in den Industrieländer-Index und welche in den Schwellenländer-Index aufgenommen werden. Ähnlich sieht die Situation bei Polen aus: Bei FTSE gilt Polen seit 2018 als entwickeltes Land und ist in den entsprechenden Indizes vertreten. Bei MSCI hingegen zählt der Primus aus Mittel- und Osteuropa weiterhin als Schwellenland. Ein weiterer Unterschied zeigt sich im Umgang mit den chinesischen Aktienklassen: Seit Juni 2018 bezieht MSCI neben den H- und B-Aktien auch A-Aktien in den Emerging Markets-Index ein, die lange nur für chinesische Anleger zugänglich waren. Die Einbeziehung erfolgt mit 20 Prozent der Marktkapitalisierung und beschränkt sich auf Werte, die von ausländischen Investoren gekauft werden können. Auch FTSE hat im Juni 2019 chinesische A-Aktien mit einem Teil der Marktkapitalisierung in seinen Emerging Market-Index aufgenommen und hat den Anteil inzwischen auf 25 Prozent der Marktkapitalisierung aufgestockt. Damit ist China in beiden Schwellenländer-Barometern das mit Abstand am stärksten vertretene Land, obwohl nicht mehr als ein Viertel der tatsächlichen Marktkapitalisierung chinesischer Inlandsaktien dafür angerechnet werden. All diese Unterschiede spiegeln sich in der Zusammensetzung der Indizes wider. Während die Gewichte der Industrieländer-Indizes sehr nah beieinander liegen, gibt es im Bereich der Emerging Markets schon etwas deutlichere Unterschiede. Ein Grund dafür: die unterschiedliche Behandlung von Südkorea. Im MSCI Emerging Markets-Index macht das Land mit 12 Prozent sogar den viertgrößten Anteil am Index aus.Wie unterscheiden sich die Gewichte der Top 5 Länder bei den Anbietern?
Länder | MSCI World | FTSE Developed |
---|---|---|
USA | 68,92% | 66,7% |
Japan | 6,28% | 7,10% |
Großbritannien | 4,12% | 4,43% |
Kanada | 3,42% | 3,23% |
Frankreich | 3,2% | 3,74% |
Länder |
MSCI EM | FTSE EM |
---|---|---|
China | 29,2% | 32,46% |
Taiwan | 16,18% | 17,85% |
Indien | 14,34% | 17,63% |
Südkorea | 12,78% | - |
Brasilien | 5,15% | 6,07% |
Quellen: FTSE, MSCI; Stand: 13.06.2023
Nach dem Verständnis beider Anbieter sind in den Industrie- und Schwellenländer-Indizes grundsätzlich nur Large Caps und Mid Caps enthalten. Keiner von beiden berücksichtigt Small Caps. Dabei gibt es allerdings einen Unterschied zu beachten: Die Anbieter definieren „Small Caps” unterschiedlich.
Bei FTSE decken die globalen Indizes etwa 90 Prozent der Marktkapitalisierung ab. Hier zählen Small Caps somit zu den kleinsten 10 Prozent des Aktien-Universums. Bei MSCI decken die globalen Indizes hingegen „nur” 85 Prozent der Marktkapitalisierung ab und die kleinsten 15 Prozent der Aktien fallen in den Bereich der Small Caps. Dadurch erklärt sich, dass in den Indizes von FTSE meist mehr Unternehmen enthalten sind.
Anzahl der Aktien in den Indizes von MSCI und FTSE
Region | MSCI | FTSE |
---|---|---|
Gesamte Welt | 2.888 | 4.164 |
Industrieländer | 1.509 | 2.148 |
Schwellenländer | 1.379 | 2.016 |
Europa | 428 | 594 |
Japan | 237 | 520 |
Quellen: FTSE, MSCI; Stand: 13.06.2023
Obwohl in den FTSE-Indizes deutlich mehr Unternehmen enthalten sind, betrifft das fast ausschließlich Unternehmen, die sich im Grenzgebiet zwischen den Small Caps und den Mid Caps aufhalten. Solche Unternehmen sind in der Regel so klein, dass sie an der prozentualen Marktkapitalisierung nicht viel ändern.
MSCI vs. FTSE: der Performance-Vergleich
Trotz all dieser Unterschiede ist die Performance von MSCI World und FTSE Developed im Endeffekt fast identisch. Im Vergleich weichen die Wertentwicklungen von ETFs auf die beiden Indizes kaum voneinander ab. Das sollte sich auch in Zukunft kaum ändern.Performance-Vergleich: MSCI vs. FTSE – Industrieländer (12.06.2018 - 12.06.2023)
Vanguard FTSE Developed World UCITS ETF Distributing
iShares MSCI World UCITS ETF (Dist)
Aufpassen solltest du beim Vermischen der beiden Index-Anbieter in deinem Portfolio: Würdest du beispielsweise einen MSCI World-ETF mit einem FTSE Emerging-ETF kombinieren, hättest du Südkorea und Polen nicht in deinem Portfolio. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Wenn du den FTSE Developed-Index mit dem MSCI Emerging Markets-Index mischst, hast du diese beiden Länder gleich doppelt im Depot. Um solche Klumpenrisiken zu vermeiden, solltest du dich daher nach Möglichkeit für einen der beiden Anbieter entscheiden.
Aus Sicht der ETF-Anbieter ist die Entscheidung für einen der Indizes jedoch nicht so einfach. Hier stellt sich die Frage, ob sie eher mehr Kunden mit dem bekannteren Markennamen oder mit einer möglicherweise niedrigeren Gesamtkostenquote anlocken. Wie anfangs bereits erwähnt, zieht der Markenname MSCI durch seine hohe Bekanntheit durchaus viele Anlegerinnen und Anleger an. Die ETF-Anbieter werden sich also gut überlegen, ob sie – um eventuell ein paar Basispunkte zu sparen – den Index-Anbieter wechseln.
iShares MSCI World UCITS ETF (Dist)
Quelle: justETF Research; Stand: 13.06.2023
Geringfügig ausgeprägter sind die Unterschiede in der Wertentwicklung der Emerging Markets-Indizes. Auf Sicht von fünf Jahren ist die Wertentwicklung jedoch fast identisch und unterscheidet sich nur durch die unterschiedlichen Länderschwerpunkte, was zu einer leicht besseren Wertentwicklung des FTSE Emerging-Index von lediglich wenigen Prozentpunkten führt.
Performance-Vergleich: MSCI vs. FTSE – Schwellenländer (12.06.2018 - 12.06.2023)
Vanguard FTSE Emerging Markets UCITS ETF Distributing
Amundi MSCI Emerging Markets UCITS ETF EUR (C)
Amundi MSCI Emerging Markets UCITS ETF EUR (C)
Quelle: justETF Research; Stand: 13.06.2023
Stärkere Auswirkungen können kleine Differenzen in Indizes allerdings auf Regionen- oder Länder-Ebene haben. Hier kann es sich noch mehr auszahlen, verschiedene Indizes und deren Konstruktion miteinander zu vergleichen sowie auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen.
Fazit: MSCI oder FTSE? Welcher Index ist der richtige?
Als der ETF-Anbieter Vanguard im Januar 2013 von Indizes der Marke MSCI auf FTSE Russell gewechselt ist, hat das Unternehmen die Umstellung mit einem Kostenvorteil der FTSE-Produkte begründet, der letztlich den Anlegerinnen und Anlegern zugutekommt. Bei der Auswahl eines globalen ETF solltest du dich dennoch nicht allzu lange mit der Wahl des Index aufhalten: Sie sind vergleichbar. Selbst bei den jährlichen Verwaltungskosten liegen die weltweiten Industrieländer-Indizes von MSCI und FTSE Russell inzwischen gleichauf: Die günstigsten MSCI World-ETFs sind ebenso für 0,12 Prozent zu haben wie die beiden FTSE Developed-ETFs von Vanguard. Im Falle der Schwellenländer-Barometer hat der Wettbewerb bei den beliebten MSCI Emerging-Markets-ETFs mittlerweile zu einer Gebührenuntergrenze geführt, die bei 0,14 Prozent liegt. Da können FTSE beziehungsweise Vanguard mit einer Kostenquote von 0,22 Prozent momentan nicht mehr mithalten. Aber die ETF-Anbieter sind immer wieder für Überraschungen gut und so ist anzunehmen, dass die jährlichen Kosten weiter sinken werden – egal ob nun auf Indizes von FTSE Russell oder von MSCI.Unser Tipp: Auf unserer Website findest du die ETF-Portfolios „Vanguard Global BIP” und „Vanguard Regionen BIP” als Kopiervorlage.
ETF-Portfolio Vanguard Global BIP
Quelle: justETF Musterportfolio-Suche; Stand: 28.12.2022
ETF-Portfolio Vanguard Regionen BIP
Quelle: justETF Musterportfolio-Suche; Stand: 28.12.2022
Aufpassen solltest du beim Vermischen der beiden Index-Anbieter in deinem Portfolio: Würdest du beispielsweise einen MSCI World-ETF mit einem FTSE Emerging-ETF kombinieren, hättest du Südkorea und Polen nicht in deinem Portfolio. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Wenn du den FTSE Developed-Index mit dem MSCI Emerging Markets-Index mischst, hast du diese beiden Länder gleich doppelt im Depot. Um solche Klumpenrisiken zu vermeiden, solltest du dich daher nach Möglichkeit für einen der beiden Anbieter entscheiden.
Aus Sicht der ETF-Anbieter ist die Entscheidung für einen der Indizes jedoch nicht so einfach. Hier stellt sich die Frage, ob sie eher mehr Kunden mit dem bekannteren Markennamen oder mit einer möglicherweise niedrigeren Gesamtkostenquote anlocken. Wie anfangs bereits erwähnt, zieht der Markenname MSCI durch seine hohe Bekanntheit durchaus viele Anlegerinnen und Anleger an. Die ETF-Anbieter werden sich also gut überlegen, ob sie – um eventuell ein paar Basispunkte zu sparen – den Index-Anbieter wechseln.
MSCI World und FTSE Developed im Detailvergleich
Sektor | MSCI World | FTSE Developed |
---|---|---|
Anzahl Titel | 1.506 | 2.148 |
Anzahl Länder | 23 | 25 |
Abdeckung | 85% des weltweit investierbaren Aktienmarkts | 90% des weltweit investierbaren Aktienmarkts |
Anzahl verfügbarer ETFs | 22 ETFs | 2 ETFs |
Davon sparplanfähig | 22 ETFs | 2 ETFs |
Gesamtkostenquote (TER) der ETFs | 0,12% - 0,50% | 0,12% |
5 größte Länder | USA (68,92%) Japan (6,28%) Großbritannien (4,12%) Frankreich (3,42%) Kanada (3,2%) |
USA (66,7%) Japan (7,1%) Großbritannien (4,43%) Frankreich (2,35%) Kanada (2,74%) |
5 größte Sektoren | Informationstechnologie (24,42%) Gesundheitswesen (13,17%) Finanzen (12,7%) Nicht-Basiskonsumgüter (10,73%) Industrie (10,37%) |
Technologie (24,65%) Gesundheitswesen (12,67%) Industriegüter und -services (12,13%) Banken (5,46%) Einzelhandel (4,93%) |
5 größte Unternehmen | Apple (5,26%) Microsoft (4,34%) Amazon (2,07%) Nvidia (1,74%) Alphabet A (1,37%) |
Apple (4,88%) Microsoft (4,5%) Amazon (1,96%) Nvidia (1,64%) Alphabet A (1,35%) |
Quelle: MSCI World, FTSE Developed; Stand: 13.06.2023
FAQs zu MSCI & FTSE
MSCI ACWI oder FTSE All World?
Die Frage, welcher der beiden globalen Aktienindizes besser ist, kommt oft. Während der MSCI All Country World Index (kurz MSCI ACWI) etwa 85% der weltweiten Marktkapitalisierung abdeckt, schafft es der FTSE All World auf etwa 90%. Beide Indizes investieren sowohl in Industrie- als auch Schwellenländer-Aktien und setzen dabei auf Large- und Mid-Caps.
Beide Indizes sind bestens geeignet und eine perfekte "All-in-One"-Lösung für alle, die nur einen ETF im Depot haben möchten oder gerade erst mit ETFs starten.
Welcher ETF ist besser als der MSCI World?
Ein “besser” oder “schlechter” gibt es im eigentlichen Sinne nicht. Dennoch sollte man beachten, dass der MSCI World kein vollumfänglicher Welt-Index ist – denn im MSCI World fehlen die über 20 Schwellenländer rund um China, Indien und Co.
Wer also wirklich global anlegen möchte, sollte entweder einen Schwellenländer-Index beimischen oder auf einen wirklich global diversifizierten Welt-Index wie den MSCI ACWI oder FTSE All-Word setzen. Bei den beiden letzteren sind sowohl die Industrie- als auch die Schwellenländer mit enthalten.
Wie gut ist der Vanguard FTSE All World?
ETFs auf den FTSE All World Index eignen sich hervorragend, um global diversifiziert zu investieren. Auch wenn man hierzulande MSCI oder iShares besser kennt als FTSE und Vanguard, spricht nichts dagegen, auf das Pendant des MSCI ACWI, den FTSE All World, zu setzen.
Beide Indizes investieren in nahezu dieselben Aktien und weisen folglich eine sehr ähnliche Rendite auf. Im Index enthalten sind etwa 9.000 verschiedene Aktien. Am Ende ist es also wie beim Eis von der Eisdiele – wer Schokoladeneis lieber mag, nimmt Schoko – wer Vanille-Eis bevorzugt, greift da zu.
Welcher ETF ist am breitesten gestreut?
Anders als man denken könnte, ist es nicht der bekannte MSCI World, der am breitesten im Aktienmarkt streut. Das liegt daran, dass sich im MSCI World nur Aktien aus Industrieländern wie den USA oder Deutschland befinden.
Wer hingegen die breitest mögliche Streuung bevorzugt, greift zu globalen Indizes aus Industrie- und Schwellenländern wie dem MSCI ACWI oder dem FTSE All World. Damit deckt man etwa 90% der Marktkapitalisierung ab.
Wer es noch breiter mag, sollte neben den enthaltenen Large- und Mid-Caps noch die Small-Caps beimischen. Diese sind im MSCI ACWI IMI enthalten. Das Pendant aus dem Hause Vanguard heißt FTSE All Cap – diesen gibt es allerdings nur als nachhaltige ESG-Variante.