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Die GICS-Änderungen an den Sektoren bei MSCI und S&P

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MSCI und S&P ändern die Klassifizierung ihrer Aktienmarkt-Sektoren. Betroffen sind die Sektoren „Technologie”, „Nicht-Basiskonsumgüter” und „Telekommunikation”. Wir sagen Ihnen, welche Auswirkungen die Umstellung für ETF-Anleger hat.

Die GICS-Änderungen an den Sektoren bei MSCI und S&P
 
Auf den ersten Blick scheint die Klassifizierung von Unternehmen in bestimmte Branchen recht einfach. Google zum Beispiel agiert ausschließlich online, gehört also ganz klar zur Technologie-Branche. Oder nicht? Den Hauptteil seines Umsatzes macht Google mit Werbung. Technologie dient lediglich als Plattform, um diese zu vermarkten. Ist Google also doch kein Tech-Unternehmen?
 

Was ist der GICS?

Fragen wie diese werden im „Global Industry Classification Standard” (GICS) von MSCI und S&P beantwortet. Hier werden Unternehmen klassifiziert und bestimmten Sektoren zugeordnet. Insgesamt teilt der GICS die weltweiten Aktienmärkte in elf verschiedene Sektoren ein. Aus diesen Sektoren setzen sich schließlich Indizes wie der MSCI World oder der S&P 500 zusammen. Da sich Unternehmen teilweise sehr dynamisch entwickeln und kontinuierlich neue Geschäftsmodelle implementiert werden, bedarf es ständiger Aktualisierungen dieser Klassifizierungen. Die bisher größte Anpassung des GICS fand am 24. September 2018 statt. In die Indizes von MSCI wird diese Änderung im November 2018 integriert.
 

Welche Sektoren-Änderungen stehen an?

Bei der Änderung wird der „Telekommunikationssektor” aufgelöst und die bis dato darin enthaltenen Unternehmen gehen in den neuen Sektor für Kommunikationsdienstleistungen (engl. „Communication Services”) über. Zusätzlich kommen Teile der Sektoren „Technologie” und „Nicht-Basiskonsumgüter” dazu. Im Fall vom MSCI ACWI IMI machen diese beiden Branchen insgesamt 70 Prozent des neuen Sektors aus. Im S&P 500 werden es vermutlich sogar 80 Prozent sein.
 

So setzt sich der neue „Communication Services”-Sektor zusammen (hier am Beispiel des MSCI ACWI IMI)

So setzt sich der neue „Communication Services”-Sektor zusammen (hier am Beispiel des MSCI ACWI IMI)
Quelle: MSCI; justETF Research
 

Warum gibt es eine Änderung der Sektoren?

Der Hintergrund des Ganzen: Unternehmen haben ihre Geschäftsmodelle in den Bereichen Technologie, Medien und Kommunikation geändert. Der neue Sektor „Kommunikationsdienstleistungen” soll die neuen Wege der Kommunikation verbinden und so ein zeitgemäßes Abbild des wirtschaftlichen und technologischen Fortschritts bieten.

Im Sektor „Informationstechnologie” sollen künftig nur noch Unternehmen enthalten sein, bei denen Technologie Teil des Kerngeschäfts ist. Nach der Definition von S&P und MSCI fallen Firmen wie beispielsweise Facebook oder Alphabet (Google) so nicht mehr in den Technologiebereich, da diese Technologie lediglich als Plattform nutzen, sich tatsächlich aber auf Kommunikation und Werbung fokussieren. Sie gehören in Zukunft also in den dafür neu geschaffenen Sektor „Kommunikationsdienstleistungen”.

Zusätzlich werden Unternehmen aus der Medienbranche künftig auch im „Kommunikationsdienstleistungssektor” enthalten sein.
 

Das ändert sich konkret an den Sektoren

Neben Alphabet und Facebook kommen aus dem Technologiebereich mit Tencent, Twitter und Activision noch weitere Schwergewichte dazu: Insgesamt werden rund 21 Prozent des Marktwerts aus dem „Technologiesektor” in den neuen „Kommunikationsdienstleistungssektor” fließen.

Ähnlich sieht es im Bereich der „Nicht-Basiskonsumgüter” aus. Unter anderem sind Netflix, Disney und Comcast von der Umstrukturierung betroffen. Etwa 14 Prozent des Sektors werden in Zukunft den „Kommunikationsdienstleistungen” zugeordnet.

Der „Telekommunikationssektor” wird komplett in den neuen Sektor integriert. Er beinhaltet Unternehmen wie etwa AT&T und Verizon. Insgesamt wird der Sektor für Kommunikationsdienstleistungen damit zirka acht Prozent der Marktkapitalisierung des MSCI ACWI IMI ausmachen.
 

So verändern sich die alten Sektoren im MSCI ACWI IMI

So verändern sich die alten Sektoren im MSCI ACWI IMI
Quelle: MSCI; justETF Research

Besonders spannend sind in diesem Zusammenhang auch die Bewertungsunterschiede der einzelnen Branchen. Diese werden unter anderem bei einer Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) deutlich. Am Beispiel der Branchen des S&P 500 ist gut zu sehen, dass sich die Unternehmen der Telekommunikationsbranche bisher durch niedrige KGVs profilieren konnten. Bald ist das wohl nicht mehr so eindeutig. Durch die hohen KGVs der „Tech-Sektoren” und „Nicht-Basiskonsumgüter-Sektoren” wird sich auch das KGV des neuen Sektors in höhere Dimensionen bewegen.
 

Kurs-Gewinn-Verhältnisse im S&P 500

Sektor Aktuelles KGV Zukünftiges KGV
Technologie 19,5 18,1
Nicht-Basiskonsumgüter 21,4 26,8
Telekommunikation 6,6 -
Kommunikationsdienstleistungen - 15,7
Quelle: SPDR; justETF Research
 

Welche Indizes sind von den Sektoren-Änderungen betroffen?

Investieren Sie in ETFs auf breite Aktienmarkt-Indizes, die sämtliche Branchen wie zum Beispiel den MSCI World oder den S&P 500 abdecken, können Sie sich ganz entspannt zurücklehnen. Die enthaltenen Unternehmen und ihre jeweiligen Gewichtungen bleiben gleich. Lediglich die Branchenzugehörigkeit mancher Firmen ändert sich, was bei Gesamtmarkt-Indizes aber keine Auswirkungen auf Rendite oder Risiko hat.

Wenn Sie in einen betroffen Branchen-ETF investiert haben, müssen Sie sich schon eher Gedanken machen. Speziell im Falle von ETFs auf die Telekommunikationsbranche sollten Sie unbedingt klären, wie der von Ihnen gehaltene ETF fortgeführt wird. Die meisten ETFs werden in Zukunft voraussichtlich den neuen Sektor für Kommunikationsdienstleistungen abbilden und entsprechend umbenannt werden. Passen Sie hier aber gut auf, welchen Index Ihr ETF verwendet: Der Index-Anbieter STOXX teilt seine Branchen beispielsweise nicht nach dem GICS-Standard ein. Bei ETFs auf STOXX Telecommunications Indizes ändert sich daher nichts an der Zusammensetzung. Ausschließlich Indizes von MSCI und S&P erhalten eine Umstrukturierung.

Auch Ihre Tech-Investments sollten Sie sich noch einmal gründlich anschauen. Hier sind beispielsweise Indizes wie der MSCI World Information Technology, der S&P 500 Information Technology oder der MSCI Europe Information Technology betroffen. Stellen Sie sich die Frage, ob Sie auf die oben genannten Unternehmen verzichten können und ob die von Ihnen gewünschte Ausrichtung auch nach dem Umbau noch erreicht wird. Hier gilt genauso: Investiert Ihr ETF in einen Index eines anderen Anbieters (außer MSCI und S&P), ändert sich für Sie nichts.

Für Anleger, die die Entwicklung des neuen Sektors weiter beobachten oder vielleicht schon investieren möchten, könnte der SPDR S&P U.S. Communication Services Select Sector UCITS ETF interessant sein. Europäische Anleger können diesen seit Mitte August handeln. Er bildet den Kommunikationsdienstleistungs-Sektor für den US-Aktienmarkt ab.
 
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