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ETF Markt Update: Wie der US-Arbeitsmarkt den MSCI World abstürzen ließ

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In den USA läuft der Arbeitsmarkt richtig gut – deshalb ist der iShares Core MSCI World ETF abgestürzt. Häh? Ja, da gibt’s tatsächlich einen Zusammenhang.

ETF Markt Update: Wie der US-Arbeitsmarkt den MSCI World abstürzen ließ
 
  • Level: Für Fortgeschrittene  
  • Lesedauer: 5 Minuten
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Tops & Flops im April

Starten wir aber mit den Tops und Flops im April. Nachdem das erste Quartal super gelaufen ist, scheint es nun so, als wäre die Rallye vorbei. Wenn wir auf unsere Karte gucken, gibt’s zwar noch einige Schwellenländer mit guten Gewinnen, zum Beispiel die Türkei, China und Pakistan, aber insgesamt sehen wir viel Orange. Da lief’s also eher mäßig. Das gilt auch für die USA, die ja über Wochen und Monate hinweg ein Treiber der Rally waren. Aber im April haben sie fast zwei Prozent verloren. 
Gerade einige der Magnificent 7, also die großen IT-Unternehmen, die in den letzten Monaten die Kurse nach oben getrieben haben, haben im April ziemlich Federn lassen müssen – insbesondere Meta, Microsoft und Nvidia. Letzteres hat innerhalb von nur einer Woche 300 Milliarden US-Dollar an Börsenwert verloren. Danach ging es aber wieder aufwärts. Auf Jahressicht war es nur ein unbedeutender Dip – verglichen mit dem Stand am 1. Januar hat Nvidia immer noch über 80 Prozent Plus gemacht.
Schlechter sieht’s für Tesla-Fans aus: Da ging der Kurs zwar in den letzten April-Tagen etwas nach oben. Das hat aber bei weitem nicht gereicht, um die Verluste seit Jahresbeginn auszugleichen.
Entsprechend hat der IT-Sektor im April am meisten von allen Branchen verloren, nämlich rund 3,5 Prozent. Grundsätzlich war es für die meisten Branchen kein guter Monat, nur Energie und die Versorger haben ein Plus von rund 2,8 beziehungsweise zwei Prozent eingefahren.
Nun ist ein Abflauen der Märkte im Frühjahr relativ typisch. Da gibt es ja diesen Spruch: Sell in May and go away, weil über die Sommermonate an den Börsen meist nicht so viel passiert. Aber jetzt kamen noch ein paar andere Punkte dazu. Zum einen ist die Inflation in den USA zuletzt gestiegen, und das sogar relativ deutlich. Gleichzeitig läuft der Arbeitsmarkt besser als erwartet. Das kann dafür sorgen, dass die Löhne steigen. Für Arbeitnehmer ist das zwar eine gute Nachricht – kann aber eben auch zu einer höheren Inflation führen. Daneben haben die guten Arbeitsmarktdaten auch für einigen Wirbel an der Deutschen Börse gesorgt, aber dazu kommen wir gleich.
Viele Experten zweifeln jedenfalls, dass die Zinswende so schnell kommt wie gedacht – vielleicht sogar erst im September. Das kommt an der Börse nicht gut an. Anders übrigens in Europa: Hier fällt die Inflation konstant und die Wortwahl von Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank, deutet darauf hin, dass die Leitzinsen im Juni das erste Mal gesenkt werden könnten. Das würde bedeuten, dass zum ersten Mal überhaupt die EZB vor der US-amerikanischen Fed die Zinsen senkt.
Und dann sind da noch die geopolitischen Risiken. Der Iran hat Israel mit über 300 Drohnen und Raketen attackiert. Glücklicherweise konnten fast alle abgefangen werden – dank einer konzertierten Aktion, an der nicht nur die USA und Frankreich beteiligt waren, sondern auch Staaten wie Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Staaten also, die Israel nicht immer positiv gesehen haben. Bisher fiel die Reaktion Israels auch relativ gemäßigt aus. Beides deutet darauf hin, dass sich der Konflikt nicht ausweitet. Trotzdem bedeutet es natürlich Unruhe an den Märkten. 

Teure Rohstoffe

Ein größerer Krieg im Nahen Osten würde die Handelsrouten in der Region beeinträchtigen. Der Iran könnte beispielsweise die Straße von Hormus blockieren, eine Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman und letztlich dem Indischen Ozean verbindet. Fällt sie aus, wäre das fatal: Kuwait, Katar und Bahrain transportieren ihre komplette Öl- und Gasproduktion auf diesem Weg; insgesamt muss rund ein Fünftel des weltweiten Rohöls und Erdgases durch diese Engstelle – und es gibt praktisch keine Ausweichroute.
Dazu kommt: Der Iran ist selbst ebenfalls ein wichtiger Ölproduzent. Der Westen hat zwar Sanktionen verhängt, die auch für Öl-Exporte gelten – Abnehmer findet der Iran aktuell aber trotzdem, China zum Beispiel. Sollte die Produktion des Iran wegen eines möglichen Konflikts einbrechen, müssten diese Abnehmer sich anderweitig umsehen. Das könnte natürlich zu höheren Preisen führen.
Wobei die Angst vor einem solchen Konflikt schon jetzt die Preise treibt: Anfang April lagen sie bei über 90 Dollar für ein Barrel Öl, so hoch waren sie zuletzt im Oktober vergangenes Jahr, als die Hamas Israel attackierte.
In Krisenzeiten flüchten viele Anlegerinnen und Anleger ins Gold. Also ist es wohl keine große Überraschung, dass auch die Preise für das Edelmetall nach oben gehen. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis um gut 15 Prozent gestiegen, ständig gibt es neue All Time Highs. Es gibt aber noch einen anderen Grund dafür: Zentralbanken – vor allem in den Schwellenländern – kaufen gerade massig Gold. Damit versuchen sie, vom US-Dollar unabhängiger zu werden. Experten schätzen, dass ein Viertel bis knapp ein Drittel der weltweiten Goldkäufe auf die Zentralbanken zurückgehen.
Und dann gibt es noch ein anderes schwarzes Gold, das gerade sehr begehrt ist: Kakao. Aktuell kostet eine Tonne Kakaobohnen über 11.000 Euro. Mitte 2022 lag der Preis noch bei ungefähr 2.300 Euro pro Tonne. Der krasse Anstieg liegt unter anderem an der schlechten Kakaoernte. Für die gibt’s verschiedene Gründe: Klimawandel, Wetterkapriolen aufgrund von El Niño, aber auch die hohen Preise für Düngemittel - und die wiederum hängen mit dem Krieg in der Ukraine zusammen. Ein weiterer Grund: Weil auch fürs nächste Jahr eine schlechte Ernte vorhergesagt wird, horten einige Spekulanten schon jetzt Kakaobohnen – und treiben dadurch die Preise. Dazu kann ich nur sagen: Rettet die Erde, sie ist der einzige Planet mit Schokolade!

Zahl des Monats

Unsere Zahl des Monats ist: 62,5 Milliarden Euro. So viel haben deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Das ist – mal wieder – ein Rekordwert. Herausgefunden hat das die aktuelle Dividenden-Studie, die das Institut for Strategic Finance der FOM Hochschule zusammen mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz durchgeführt hat. Studienautor ist übrigens jemand, den du sicher gut kennst, nämlich Christian Röhl! Aber nicht nur in Deutschland haben Aktionäre profitiert: Weltweit sind die Dividenden 2023 um fünf Prozent gestiegen – auf insgesamt 1,66 Billionen US-Dollar.

Flash Crash iShares Core MSCI World

Dass der Arbeitsmarkt in den USA so gut läuft, hat – wie erwähnt – auch seine Schattenseiten. Tatsächlich hat er sogar, um ein paar Ecken, einen Flash Crash des größten MSCI World ETFs an der Deutschen Börse ausgelöst. Wie kam’s dazu?
Am 5. April kamen die guten Arbeitsmarktdaten rein. Für viele Marktteilnehmer war das ein Hinweis, dass die Zinsen erstmal nicht weiter gesenkt werden. Solche (für Aktien eher schlechten) Nachrichten sorgen für viel Hin und Her am Markt, also für eine große Volatilität. In dieser Situation haben die sogenannten Market Maker ihre Aktivitäten zurückgefahren, so erklärte es uns jedenfalls eine Sprecherin der Deutschen Börse.
Market Maker springen normalerweise ein, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht genug Käufer oder Verkäufer im Markt sind. Sie nehmen sowohl Kauf- als auch Verkauforders an und halten so den Kurs des ETF stabil – ETF-Kurse folgen ja einem Index und entstehen nicht nach Angebot und Nachfrage. Damit machen die Market Maker es möglich, dass du zu jedem Zeitpunkt ETFs kaufen und verkaufen kannst. Aber das machen sie natürlich nicht, weil sie so selbstlos sind, sondern sie erhalten dafür eine Gebühr, den Spread. Wenn die Volatilität am Markt sehr groß ist, kann es aber sein, dass sie abwarten, bis sich die Lage wieder beruhigt hat.
Zu so einer Situation kam es wohl am 5. April. Es kamen Verkaufsorders rein, die nicht ausgeführt werden konnten, der Kurs des ETFs verhielt sich plötzlich wie bei einer Aktie – und fiel. Das wiederum löste automatische Stop-Loss-Orders aus, wo also automatisch Anteile verkauft werden, sobald ein bestimmter Kurs erreicht wird. Eine Kettenreaktion setzte ein und der Kurs stürzte um rund fünf Prozent ab, bevor ein Schutzmechanismus der Börse den Handel stoppte. Kurz darauf nahmen die Market Maker ihre Aktivitäten wieder auf und der ETF-Kurs kehrte auf seinen korrekten, indexbezogenen Wert zurück.
An diesem Beispiel sieht man ganz gut, dass Stop- beziehungsweise Stop-Loss-Orders nicht immer die erwünschte Wirkung haben. Die gute Nachricht ist: Wenn du Buy and Hold Anlegerin oder Anleger bist, können dir solche Kapriolen egal sein.
Und noch ein Tipp: Weil es immer mal unvorhergesehen hoch- und runtergehen kann, solltest du auf Nummer sicher gehen und keine Orders ohne Limit aufgeben.
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