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Anlegerpsychologie: Wann Investments gefährlich werden

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Beim Investieren in Aktien gibt es viele Stolpersteine – wie du sie vermeidest und dabei auch dem größten Feind für deinen Anlageerfolg clever ein Schnippchen schlagen kannst: Ein Ausflug in die Verhaltensökonomie

Anlegerpsychologie: Wann Investments gefährlich werden
 
  • Level: Für alle
  • Lesedauer: 6 Minuten
Das erwartet dich in diesem Artikel
 

Anlegerpsychologie: Das unterschätzte Risiko

Wenn du an Risiken in Verbindung mit deiner Geldanlage denkst, kommen dir vermutlich konkrete ETF-Risiken oder auch das Aktienrisiko in den Sinn. Das vermutlich größte Risiko für deinen erfolgreichen Vermögensaufbau hingegen nicht: nämlich du selbst.
Die meisten Anlegerinnen und Anleger scheitern in aller Regel nicht daran, die Idee hinter Diversifikation oder Asset Allocation nicht verstanden zu haben. Sie scheitern vielmehr daran, die ursprünglich rational getroffene Anlagestrategie umzusetzen und dabei zu bleiben. Das Ergebnis sind leider zu oft miserable Investment-Renditen. Schauen wir uns die zehn wohl wichtigsten Punkte gemeinsam an.

Die 10 größten Fallen der Anlegerpsychologie

  1. Recency Bias (Rezenzeffekt): Der Recency Bias beschreibt den Effekt, dass Anlegerinnen und Anleger Ereignissen der jüngeren Vergangenheit mehr Bedeutung zubilligen als jenen, die länger zurückliegen. Gute Beispiele hierfür sind der Glaube vieler, dass Technologie-Aktien im allgemeinen Rendite-stärker seien als andere Branchen. Oder dass Schwellenländer-Aktien schlechter performen als Industrieländer-Aktien. Beides traf zwar in den letzten Jahren zu – doch über einen längeren Zeitraum von mehreren Dekaden lässt sich diese Einschätzung leicht widerlegen.
  2. Confirmation Bias (Bestätigungsfehler): Jeder von uns möchte Recht haben. Und der Confirmation Bias bietet genau das. Denn dieser Effekt beschreibt das Verhalten, dass wir dazu neigen, vermehrt nach Informationen zu suchen, die unsere (Anlage-)Entscheidung als gut/richtig bestätigen. Informationen, die gegen unsere Überzeugungen stehen, werden von uns gerne ausgeblendet.
  3. Hindsight Bias (Rückschaufehler): “Das war doch klar vorhersehbar, oder?" Wenn du so auf gewisse Ereignisse der Vergangenheit reagierst, unterliegst du wahrscheinlich dem Rückschaufehler. Denn dieser beschreibt genau diese Art der Selbstüberschätzung, vergangene Ereignisse als “vorhersagbar” zu klassifizieren.
  4. Overconfidence Bias (Selbstüberschätzung): Apropos Selbstüberschätzung; der Overconfidence Bias beschreibt die Verhaltensweise vieler Anlegerinnen und Anleger, die genau daran leiden. Sie denken, sie seien schlauer als der Markt oder in der Lage, langfristig durch eigenes Können, ein “goldenes Händchen” oder Ähnliches einen Vorteil gegenüber den übrigen Marktteilnehmern zu haben und dadurch überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften zu können.
  5. Anchoring (Ankereffekt): Wer kennt es nicht? Du kaufst eine Aktie für 150€. Kurz darauf fällt sie um 50% auf 75€. Doch du bist dir sicher: “Die kommt wieder, schließlich stand sie ja schon mal bei 150€. Ich verkaufe nicht und halte die Position, bis ich meinen Einstandskurs wieder drin hab.” Nur leider ist der Aktie egal, wann und zu welchem Preis du sie gekauft hast. Das einzig relevante an der Börse ist das, was vor uns liegt und nicht das, was war.
  6. Loss Aversion (Verlustaversion): Dieser Anlegerfehler taucht oft gemeinsam mit dem vorher genannten Ankereffekt auf. Anlegerinnen und Anleger wollen sich Verluste oftmals nicht eingestehen und halten so länger als sinnvoll an Verlust-Positionen fest, nur um diese nicht zu realisieren. Wissenschaftlicher fanden heraus, dass gemachte Verluste doppelt so sehr schmerzen wie erzielte Gewinne gut tun. Falls du also 1.000€ Verlust realisierst, müsstest du mindestens 2.000€ Gewinn erzielen, um die entstandenen “Schmerzen” zu tilgen.
  7. Illusion of Control (Kontrollillusion): “Ganz gleich, wie ausgeklügelt unsere Entscheidungen sind, wie gut wir die Chancen beherrschen, der Zufall wird das letzte Wort haben”, sagt Bestseller-Autor Nassim Taleb. Jeder, der meint, Märkte und Investment-Ergebnisse kontrollieren zu können, unterliegt wohl oder übel der Kontroll-Illusion.
  8. Endowment-Effect (Besitztumseffekt): Der Endowment-Effekt beschreibt die Tendenz vieler Menschen, Dinge, die sie bereits besitzen, als wertvoller zu erachten als Dinge, die sie nicht besitzen. Das führt nicht selten auch zu irrationalen Anlageentscheidungen. Ein Beispiel: Du hast eine Aktie für 50€ gekauft. Nun liegt ihr Kurs bei 100€. Du würdest die Aktie zum aktuellen Kurs sicher nicht mehr kaufen, weil sie dir “zu teuer” erscheint. Verkaufen würdest du sie aber nur zu einem noch höheren Kurs – sagen wir 120€. Rational ist diese Entscheidung nicht zu begründen, da du die Aktie (wenn du sie noch nicht besitzen würdest) aktuell nicht kaufen würdest. Du misst ihr allein der Tatsache geschuldet, dass du sie besitzt, aber dennoch einen höheren Wert zu und bist nicht bereit, sie für weniger als 120€ zu verkaufen.
  9. Herding (Herdentrieb): Der Herdentrieb treibt Anlegerinnen und Anleger in Wertpapiere und Assets, die aktuell von allen gekauft werden und denen eine vermeintlich “rosige Zukunft” bevorsteht. Leider führt dieser Fehler immer wieder zu Blasen und unschönen Verlusten im Portfolio.
  10. Fear and Greed (Gier und Angst): Der Herdentrieb ist eigentlich nur ein Symptom von Gier oder Angst. Viele Anlegerinnen und Anleger kaufen genau das, was gerade alle kaufen, weil sie Angst haben, etwas zu verpassen (Fear of missing out = FOMO). Kurz gesagt, sie sind gierig und wollen auch einen Teil der phantastischen Renditen haben, die scheinbar alle anderen gerade einfahren. Geht es in die andere Richtung, wirkt sich das entsprechend andersherum aus und endet nicht selten in Panikverkäufen und großen Verlusten.
Nun, da wir die zehn wohl wichtigsten Anlegerfehler, die auf Fehler in der Verhaltensökonomie zurückzuführen sind, kurz beleuchtet haben, wollen wir uns jetzt anschauen, wie du diese – teils sehr schwerwiegenden und teuren Fehler – vermeiden kannst.

Wie du sie clever vermeidest

Du hast dir beim Lesen der Liste das ein oder andere mal gedacht: “Mist, das ist mir auch schon passiert”? Keine Sorge, damit bist du nicht alleine. Wir alle sind wahrscheinlich bereits über den ein oder anderen Fehler aus der "Behavioral Finance” gestolpert. Oft unbewusst, manchmal mit einem schlechten Gewissen und vielleicht auch das ein oder andere Mal mit dem Wissen, dass uns dieser Fehler eigentlich schon einmal passiert ist und wir es hätten besser wissen müssen.
Doch wie schaffen wir es, diesen Fehler tatsächlich und zielsicher zu entgehen, sodass wir langfristig unseren Anlageerfolg sichern? Drei Schritte, die dabei helfen können:
  1. Bewusstsein schaffen: Der erste Schritt zur Besserung ist Einsicht. Mach dir bewusst, dass du nicht vor den gängigen Verhaltensfehlern gefeit bist. Du wirst, so wie wir alle, bereits in das ein oder andere Fettnäpfchen getreten sein. Nun heißt es, dies anzuerkennen, um diese Fehler in Zukunft nicht mehr zu machen. Dabei hilft es nicht nur, das eigene Portfolio zu tracken, um zu prüfen, wie gut du tatsächlich abschneidest. Auch das ein oder andere Buch zum Thema kann helfen, den eigenen Horizont zu erweitern und sich klarer darüber zu werden, wie anfällig du womöglich selbst für einige der beliebten Fehler bist. Gerd Kommer, Hartmut Walz oder Morgan Housel sind hierfür nur drei Autoren, die sich mit der Verhaltensökonomie und beliebten Anlegerfehlern auseinandergesetzt haben und – wie wir bei justETF finden – allesamt lesenswerte Bücher zum Thema veröffentlicht haben.
  2. Strukturen schaffen: Nachdem du dir bewusst gemacht hast, wie wichtig es ist, Fehler zu vermeiden, um erfolgreich anzulegen, kommen wir nun zum zweiten Punkt: den Strukturen. Versuche, deinen Vermögensaufbau zu automatisieren und vermeide es, dich selbst in Situationen zu bringen, die negative Folgen für dich und dein Geld haben könnten. Soll heißen: Hör auf, Börsennachrichten zu lesen oder auf die heißen Aktientipps der Kollegen einzugehen. Die Versuchung lauert an jeder Ecke. Je eher du es schaffst, dieser “Finanzpornografie” (Zitat Gerd Kommer) zu entgehen, desto besser für dein Vermögen.
  3. Diszipliniert bleiben: Hast du die ersten beiden Schritte für dich umgesetzt, musst du “nur noch” dabei bleiben und deinen Plan verfolgen. Zugegeben: Das klingt einfacher als es ist. Doch wenn du tatsächlich von der Kraft des Zinseszins profitieren möchtest, führt kein Weg daran vorbei. Wir sind uns sicher: Buy and Hold in Verbindung mit einem breit diversifizierten ETF-Portfolio ist die überlegene Anlagestrategie für die Mehrheit der Privatanlegerinnen und Privatanleger.
  4. Noch ein Bonus-Tipp zum Schluss: Für diejenigen unter uns, die keine Roboter, sondern Menschen aus Fleisch und Blut sind, gilt: Wenn du es nicht schaffst, dein verfügbares investierbares Vermögen vollends “rational” in ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio zu investieren und es dir in den Fingern juckt, ist es völlig in Ordnung, mit einem kleinen Teil deines Geldes auch Einzelaktien oder Themen-ETFs zu kaufen. Nutze dafür beispielsweise die Core-Satellite-Strategie. Achte aber darauf, dass dein Kern aus ETFs den überwiegenden Teil deines Portfolios ausmacht.

Fazit: Endlich zum erfolgreichen Investor

In diesem Artikel haben wir dir die 10 bekanntesten Verhaltensfehler aus der Anlegerpsychologie näher gebracht und gezeigt, wie du mit ihnen umgehen kannst. Wir versprechen dir: Wenn du unseren Tipps folgst wirst du zwar nicht derjenige sein, der in der Kantine vor Kollegen mit den besten Aktien-Picks angeben kann – dafür werden deine Investment-Ergebnisse in vielen Fällen signifikant besser sein als die der vermeintlich cleveren Kolleginnen und Kollegen oder Freunden.
Außerdem – und das ist vielleicht noch viel wichtiger als das Performance-Argument – trägt eine solche ETF-Strategie auf Buy-and-Hold Basis ungemein zum eigenen Seelenfrieden bei und verschafft dir die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Was will man mehr?
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