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Aktive ETFs: Ein Widerspruch in sich?
Das Investieren in ETFs wird in der Regel immer mit dem Ansatz des passiven Investierens gleichgesetzt. Das liegt zum einen daran, dass ETFs sehr oft passiv einen Index nachbilden. Zum anderen werden sie darüber hinaus von Privatanlegerinnen und Privatanlegern als „passives“ Buy-and-Hold Produkt genutzt. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Denn ETFs werden – vor allem von institutionellen Investoren – durchaus aktiv gehandelt und keineswegs als „passive“ Instrumente genutzt. Darüber hinaus gibt es einen aktuell noch recht kleinen Markt an ETFs, die aktiv gemanagt werden, also nicht einfach passiv einen Index nachbilden. ETFs sind also – anders als klassische Indexfonds – nicht gezwungen, einen Index abzubilden. Der ETF kann beispielsweise auch als „Hülle“ für aktive Strategien verwendet werden. Warum das sinnvoll sein kann und welche Vor- und Nachteile aktive ETFs bieten, schauen wir uns im weiteren Verlauf des Artikels einmal genauer an.Definition: Aktive ETFs
Aktive ETFs verfolgen eine aktive Anlagestrategie. Hierbei wählt der jeweilige ETF-Anbieter die Titel und deren Gewichtung im aktiven ETF anhand bestimmter – oft, aber nicht immer regelbasierter – Kriterien aus. Als Grundlage dafür dienen zwar häufig vorhandene Indizes, diese werden jedoch nicht 1:1 nachgebildet. Sie tracken also, anders als konventionelle ETFs, nicht einfach nur einen Index.
Aktive ETFs verfolgen eine aktive Anlagestrategie. Hierbei wählt der jeweilige ETF-Anbieter die Titel und deren Gewichtung im aktiven ETF anhand bestimmter – oft, aber nicht immer regelbasierter – Kriterien aus. Als Grundlage dafür dienen zwar häufig vorhandene Indizes, diese werden jedoch nicht 1:1 nachgebildet. Sie tracken also, anders als konventionelle ETFs, nicht einfach nur einen Index.
Aktive ETFs sind auf dem Vormarsch
Doch zuerst ein Blick auf die Markt-Entwicklungen hierzulande. Während aktive ETFs noch vor einigen Jahren ein absolutes Nischenthema waren, wuchs die Anzahl der aktiv verwalteten UCITS-ETFs auf Aktien auf rund 120. Das war alleine in 2024 nahezu eine Verdopplung des Angebots aktiver Aktien-ETFs. Auch die Anzahl aktiver Anleihen-ETFs hat in den letzten Monaten zugenommen. Getragen wurde diese Entwicklung von einigen wenigen Portfolio Managern bzw. Anbietern – allen voran die ETF-Tochter der US-Großbank J.P. Morgan launchte Dutzende neue aktiv verwaltete Produkte. Doch trotz des gestiegenen Interesses und der Produktvielfalt bleibt festzuhalten: Von den derzeit rund 2.700 in Deutschland verfügbaren ETFs verfolgen die meisten eine passive Index-Strategie – sie bilden einen Index wie den DAX oder den MSCI World also einfach nach. Demgegenüber stehen Anlegerinnen und Anlegern knapp 200 aktive ETFs zur Verfügung. Neben aktiven Fondshäusern wie AXA IM, PIMCO, Fidelity oder J.P. Morgan haben auch etablierte ETF-Anbieter wie iShares, Xtrackers und Amundi vereinzelt aktive ETFs im Angebot. Anders als Faktor- oder Themen-ETFs zählen diese ETFs nicht zu den regelbasierten Index-Produkten. Das Portfolio dieser ETFs setzt sich vielmehr durch die aktive Auswahl von Wertpapieren durch das jeweilige Fondsmanagement zusammen.justETF Tipp: Wähle in unserer ETF-Suche in der Menüleiste „Active ETFs“ unter dem Menüpunkt „Universum“ aus, um einen Überblick über alle verfügbaren aktiven ETFs zu bekommen.
Warum gibt es aktive ETFs?
In den USA feierten aktive ETFs spätestens im Jahr 2020 ihren Durchbruch, als die Technologie-Investorin Cathie Wood mit ihrem aktiv gemanagten ARK Innovation ETF zum Teil beeindruckende Renditen erwirtschaften konnte. In den USA sind aktive ETFs unter anderem auch deswegen beliebter, da es dort – anders als in Europa – keine strengen Transparenzregelungen hinsichtlich der täglichen Offenlegung aller ETF-Positionen gibt. Übrigens: Nach der 2023 verkündeten Übernahme des europäischen ETF Anbieters Rize ETF durch ARK Invest sind seit einiger Zeit auch hierzulande europäische, UCITS-konforme Varianten der ARK-ETFs handelbar. Du fragst dich jetzt vielleicht: Warum gibt es aktive ETFs, wo es doch bereits aktive Publikumsfonds gibt? Dies hat verschiedene Gründe. Wir gehen kurz auf die relevantesten Punkte ein.- ETFs sind positiv konnotiert: Aufgrund der weitläufig positiven Einstellung zu ETFs lassen sich Fonds als „ETF“ oft besser vermarkten als „normale aktive Fonds“.
- ETFs erleichtern den Vertrieb: Während Vermögensverwalter aktive Publikumsfonds hauptsächlich über Vertriebsplattformen anbieten können, lassen sich ETFs einfach über die Börse handeln und sind somit für jeden ETF-Fan zugänglich – die einzige Voraussetzung ist ein Wertpapierdepot. Da bei Publikumsfonds die Vertriebspartner anteilig bezahlt werden müssen, senkt die ETF-Struktur die Vertriebskosten und erleichtert durch das Börsenlisting außerdem den Zugang für private Anlegerinnen und Anleger.
- ETFs sind transparent: Anders als bei aktiven Fonds unterliegen ETFs strengen Offenlegungspflichten. Du kannst täglich die Fondsbestandteile des ETFs überprüfen – klassische aktive Fonds scheuen diese Transparenz oft, da sie dadurch einen Wettbewerbsnachteil fürchten.
Vor- und Nachteile von aktiven ETFs
Bevor wir zu den Vor- und Nachteilen der aktiven ETFs kommen, noch drei Dinge vorneweg:- Zunächst ist wichtig zu wissen, dass es bei aktiven ETFs deutliche Unterschiede bei der Herangehensweise geben kann. Viele aktiv gemanagte ETFs folgen beispielsweise einem klar definierten Regelwerk oder Auswahlprozess. Der Übergang zwischen klassisch passiven Produkten über die „halb-passiven“ Faktor-ETFs (striktes Nachbilden eines Index, dessen Zusammensetzung allerdings durch einen durchaus komplexen Auswahlmechanismus definiert sein kann) bis hin zu aktiven ETFs ist also teilweise fließend.
- Was alle aktiven ETFs indes gemein haben, ist, dass sie keinem Index folgen. Zum Teil werden Indizes wie der MSCI World jedoch als Ausgangspunkt für die Titelauswahl genutzt. Einige Anbieter legen zum Beispiel ihren eigenen, aktiven ESG-Filter über das vom Index vorgegebene Anlageuniversum, andere wenden komplex anmutende Fundamental- und Value-Ansätze an und wieder andere versuchen durch aktive Titelauswahl eine Outperformance im Vergleich zum definierten Referenzindex zu generieren.
- Wichtig zu wissen ist außerdem, dass die Kostenquote (TER) von passiven Index-ETFs nicht 1:1 mit der von aktiven ETFs vergleichbar ist, da die Transaktionskosten, die im ETFs anfallen, bei aktiven ETFs mithin deutlich höher sein können und sich dadurch die Gesamtkosten für den Endanleger erhöhen. Bei passiven Produkten fallen die Transaktionskosten auf ETF-Ebene in aller Regel geringer aus.
Der Vergleich: Passive ETFs vs. Aktive ETFs vs. Aktive Fonds
Passive ETFs | Aktive ETFs | Aktive Fonds | |
---|---|---|---|
Handelbarkeit | Fortlaufend zu den Börsenhandelszeiten und geringen Spreads | Fortlaufend zu den Börsenhandelszeiten und geringen Spreads | Über Vertriebsplattformen oder über die Börse mit hohen Spreads |
Kosten (TER) | In der Regel unter 0,20 % TER für Standard-Produkte | Zwischen 0,20 % und 0,85 % TER bei Aktien-ETFs | Deutlich über 1 % laufende Kosten |
Handelskosten (im Fonds)1 | Gering | Mittel bis hoch | Mittel bis hoch |
Diversifikation | Abhängig vom Index | Abhängig von Titelauswahl | Abhängig von Titelauswahl |
Zugang | Über Broker einfach handelbar | Über Broker einfach handelbar | Vertriebspartner (Online-Broker oder klassische Bank) nötig |
Performance | Rendite abhängig vom Index (keine substanzielle Out- sowie Underperformance möglich) | Out- sowie Underperformance zur Benchmark möglich | Out- sowie Underperformance zur Benchmark möglich |
Quelle: justETF Research; Stand: 16.01.2025
Handelskosten sowie zu erwartende Handelskosten im Fonds werden im KID ausgewiesen.