- Lesedauer: 5 Minuten
- Level: Anfänger
Das erwartet dich in diesem Artikel
- Sie vereinfacht die Asset Allocation.
- Sie bietet eine einfache Technik für Risikomanagement.
- Sie ist auch für Anfänger einfach zu verstehen und leicht anwendbar.
Wie funktioniert die „100 minus Lebensalter“-Regel?
So einfach funktioniert die Rechnung:- Subtrahiere dein Alter von 100,
- Das Ergebnis gibt an, wie viel Prozent deines Portfolios du in Aktien anlegen solltest,
- Der Rest deines Portfolios sollte sich auf Anleihen konzentrieren,
- Diese Aufteilung deines Portfolios aktualisierst du jährlich im Rahmen des Rebalancings entsprechend deines Alters.
justETF Tipp: Diese einfache Asset Allocation kannst du sogar mit nur zwei ETFs umsetzen: Ein diversifizierter globaler Aktien-ETF kümmert sich um die Aktien, während ein hochqualitativer Staatsanleihen-ETF die Anleihen abdeckt.
Vorteile der Regel
Die "100 minus Lebensalter"-Regel zielt darauf ab, Risiko und Rendite im Laufe der Zeit auszubalancieren: Jüngere Anleger können es sich meist leisten, ein höheres Risiko einzugehen, indem sie mehr in Aktien investieren:- Ihr Portfolio ist zu Beginn des Anlegens relativ klein im Vergleich zum zukünftigen Ertragspotenzial.
- Da jüngere Anleger noch viele Jahre investieren werden und der Großteil ihrer Erträge in der Zukunft liegt, können sie sich besser von Marktabschwüngen erholen.
- Es ist daher sinnvoll, frühzeitig auf Aktien zu setzen und sich auf deren langfristiges Wachstumspotenzial zu verlassen, um im Laufe der Zeit ein Vermögen aufzubauen und vom Zinseszinseffekt zu profitieren.
- Später wollen sie ihr erwirtschaftetes Kapital vor größeren Börsencrashs schützen.
- Älteren Anlegern bleibt bis zur Rente relativ wenig Zeit, um sich von Rückschlägen zu erholen. Daher tendiert die Regel dazu, das Risiko durch die Erhöhung defensiverer Anlageklassen im Alter zu reduzieren.
- Hochwertige Staatsanleihen eignen sich am besten dafür, da sie tendenziell steigen oder sich stabil verhalten, wenn der Aktienmarkt schwächelt.
- 1 % weniger in Aktien pro Jahr zu investieren, macht erstmal keinen großen Unterschied.
- Durch die jährliche Anpassung musst du nicht mehr viel über die Verteilung in deinem Portfolio nachdenken und bereitest dich langsam aber sicher auf das Alter vor.
- Wenn du dann in Rente gehst, bist du durch eine hohe Anleihenquote vor starken Rückgängen am Aktienmarkt geschützt. Im normalen Renteneintrittsalter von 65 Jahren hättest du dann 65 % in Anleihen investiert und 35 % in Aktien.
Grenzen und Alternativen der Regel
Aktuelle Studien über den Ruhestand deuten darauf hin, dass die "100 minus Lebensalter"-Regel für die Ruhestandsplanung zu Anleihen-lastig sein könnte. Studien auf Grundlage historischer Anlagerenditen zur sogenannten „safe withdrawal rate“ – also der Rate, die du jährlich nachhaltig aus deinem Portfolio entnehmen kannst, ohne Gefahr zu laufen, pleite zu gehen – legen nahe, dass ein Portfolio in der Rente nicht weniger als 40 % und vielleicht sogar bis zu 60 % aus Aktien bestehen sollte. Ein Grund dafür ist, dass Menschen mit zunehmender Lebenserwartung das starke Wachstum von Aktien benötigen, um weitere Jahre ihrer Rente zu finanzieren. Ein optimales Gleichgewicht zwischen Aktien und Anleihen vorzugeben ist allerdings schwierig, weil dieses stark von den persönlichen Umständen abhängig ist. Dennoch wurde von einigen Experten geraten, die "100 minus Lebensalter"-Regel anzupassen, um eine Regel zu bieten, die Aktien, auch im höheren Alter, ein größeres Gewicht zuschreibt. Die neueren, weniger gut klingenden Regeln sind:- 110 minus dein Lebensalter
- 120 minus dein Lebensalter
justETF Tipp: Wichtig zu wissen ist auch, dass die oben erwähnte Studie, die versucht hat, eine sichere Entnahmerate (safe withdrawal rate) für verschiedene Portfolios zu entwickeln, inzwischen als zu optimistisch gesehen wird. Nach dieser soll eine jährliche Entnahmerate von 4 % pro Jahr bei einem 60:40-Aktien-Anleihen-Portfolio immer dafür gesorgt haben, dass Anleger nicht pleite gegangen sind. Experten kritisieren, dass die Renditeerwartungen zum Teil zu hoch angesetzt wurden und die historischen Daten der Studie nicht ausreichend seien, um diese Sicherheit auch zukünftig zu gewährleisten. .
Weitere Kritikpunkte an der „100 minus Lebensalter“-Regel
Eine wesentliche Stärke der "100 minus dein Lebensalter"-Regel ist ihre Einfachheit. Gleichzeitig ist das aber auch eine Schwäche. Das ist kein Widerspruch, sondern lediglich die Erkenntnis, dass eine einzige Faustregel nicht die gesamte Komplexität der Welt erfassen kann. Hier sind einige wichtige Kritikpunkte, die du beachten solltest:- Ausgerichtet auf den Ruhestand: Die Regel hilft vor allem bei einem konventionellen Ruhestand im Alter von 65 Jahren. Nicht aber bei grundlegend anderen finanziellen Zielen.
- Ignoriert die persönliche Risikotoleranz: Einige 60-Jährige fühlen sich mit einem risikoreicheren Portfolio vielleicht wohl, während manche 30-Jährige dabei nicht ruhig schlafen könnten.
- Vernachlässigung anderer Einkommensquellen: Andere Einkommensquellen wie Rente, eine Pension, Mieteinnahmen aus Immobilien, Erbschaften oder ein eigenes Unternehmen können es einem Anleger ermöglichen, mit seinem Anlageportfolio mehr Risiko einzugehen.
- Mangel an Flexibilität: Sich ändernde Marktbedingungen oder persönliche Umstände können eine Anpassung der Regel erfordern. So sind beispielsweise lange Perioden mit negativen oder nahe null liegenden Zinssätzen mit niedrigeren Anleiherenditen verbunden. In ähnlicher Weise verringert eine geringere Lebenserwartung die Relevanz der Regel.
- Ausweichen auf andere Anlageklassen: Die Regel sagt nichts über den Nutzen von bspw. Gold und Rohstoffen. Aktien und Anleihen sollten zwar immer den Hauptanteil deines Portfolios ausmachen, aber es lohnt sich, auch andere Anlageklassen in Betracht zu ziehen.