17.02.2025
Wie sagt man so schön „Geld allein macht nicht glücklich.“ Und das scheinen viele andere, die jedes Jahr am 14. Februar den Valentinstag mit ihren Liebsten zelebrieren, auch zu meinen. Andere sagen, es gehören auch noch Aktien, Gold und Grundstücke dazu[1].
Wie auch immer, in der Regel geht es darum, den oder die Richtige zu finden und auf die gemeinsame Zukunft zu vertrauen. Auch an der Börse ist es ähnlich – alles basiert auf einem gewissen Vertrauen in die Zukunft und man steht letzten Endes vor derselben Frage – worauf sollte man setzen und wann ist der richtige Einstieg? Doch macht es überhaupt Sinn, zu versuchen den Markt zu timen?
Die ersten Wochen des Jahres 2025 hatten es direkt in sich. Nach einem positiven Auftakt zeigten sich die Märkte Ende Januar wieder volatiler - besonders Nachrichten aus dem KI-Sektor sorgten für Schwankungen, in den USA verbuchte eine einzelne Aktie sogar den nach Marktkapitalisierung größten Tagesverlust der Geschichte.[2] Dennoch schlossen große Aktienindizes den Monat Januar im Plus.[3] Einige Geschichtsinteressierte könnten sich angesichts dessen jetzt schon auf den restlichen Verlauf des Jahres freuen. Warum das? Hast du schon mal etwas von der Hypothese gehört, dass die Aktienkursentwicklung im Januar häufig den restlichen Verlauf des Jahres vorwegnimmt?
Tatsächlich zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Stieg der US-Aktienmarkt im Januar, folgte häufig ein positives Gesamtjahr für diesen Markt. Sank der Index dagegen zu Beginn des Jahres, fiel auch das Gesamtjahr häufig negativ aus.[4] Zwischen 1970 und 2024 ließ sich dieser Zusammenhang immerhin in 38 der 55 Jahre beobachten, also rund 69 Prozent. Der US-Aktienmarkt, gemessen anhand der Entwicklung des S&P 500 Index, erreichte während dieses Zeitraums – nach einem Plus im Januar – eine durchschnittliche Jahresrendite von +16 Prozent.[5] Doch wie so oft an der Börse gibt es keine Garantie dafür, dass sich dieser Effekt wiederholt. Denn der postulierte Zusammenhang ist eher eine statistische Beobachtung als ein verlässliches Handelssignal. Zwei prominente Beispiele dafür sind die Jahre 2020 und 2021. Mit -0,2 Prozent, beziehungsweise -1,1 Prozent, verzeichnete der S&P 500 Index in beiden Jahren eine leicht negative Rendite im Januar. Dennoch schloss der Index das Gesamtjahr jeweils mit einer beeindruckenden Gesamtrendite von +16,3 Prozent, respektive +26,9 Prozent.[6] Wer hier die Flinte aufgrund einer Hypothese zu früh ins Korn warf, könnte sich geärgert haben.
Und für alle Liebhabende der Statistik: Interessanterweise ließ sich der Zusammenhang zwischen der Januar- und der Jahresrendite auch in Europa beobachten[7], aber bei Aktien aus Schwellenländern gab die Kursentwicklung im Januar lediglich zu 49 Prozent der Jahre die Richtung für die Rendite des Gesamtjahres an.[8] So stellt sich erneut die spannende Frage: Sollte man wirklich versuchen, den ‚Markt zu timen‘ um den "richtigen" Zeitpunkt zum Investieren oder Desinvestieren zu finden?
Stell dir vor, du wirfst eine Münze. Die Chance, richtig zu raten, liegt bei 50 Prozent. Bei zwei Würfen hintereinander sinkt die Wahrscheinlichkeit, beide Würfe richtig vorherzusagen, bereits auf 25 Prozent. Beim Market-Timing ist es ähnlich - nur komplexer. Hier muss man nicht nur den idealen Einstiegszeitpunkt erwischen, sondern auch noch den perfekten Moment zum Verkaufen. Das gilt übrigens nicht nur für Börsenneulinge: Auch wer bereits investiert ist und versucht, durch geschicktes Timing von Verkauf und Wiedereinstieg seine Rendite zu optimieren, steht vor der gleichen Herausforderung. Hinzu kommt das Nagen am eigenen Selbstvertrauen, sollte sich eine Timing-Entscheidung als falsch herausstellen - John Maynard Keynes, Nationalökonom und Börseninvestor stellte nicht ohne Grund fest, dass Liebe, Eifersucht und die Börsenkurse Menschen in den Wahnsinn treiben können. Verschiedene Studien zeigen immer wieder: Der Versuch, den perfekten Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu finden, führt häufig zu deutlich niedrigeren Renditen als eine einfache Kaufen-und-Halten-Strategie. Und auch Peter Lynch[9], ein bekannter US-Fondsmanager aus den 1980er Jahren warnte einst: “Weitaus mehr Geld wurde schon von Anlegern dadurch verloren, dass sie versucht haben, Kursverluste zu antizipieren, als durch die tatsächlichen Kursrückgänge selbst.”[10] Oder ganz einfach „Hin und her macht Taschen leer“.
Wird Treue am Kapitalmarkt also eher belohnt als sprunghaftes Verhalten? Passend zum jüngsten Valentinstag werfen wir einen Blick auf langfristige Beziehungen an der Börse. Dort sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Wer zwischen 1980 und 2024 für mindestens 11 volle Jahre in globale Aktien investiert war, erzielte in jedem Fall eine positive Gesamtrendite. Der Grund? Zeit im Markt kann am Ende mehr bringen, als das Timing des Marktes. Die folgende Grafik zeigt die prozentuale Verteilung negativer Renditen über verschiedene Anlagezeiträume im MSCI World Index.[11]
Das bedeutet, wer zwischen 1980 und 2024 nur ein volles Jahr lang investiert war, hätte in 27 Prozent der Fälle eine negative Rendite erzielt. Wer dagegen mindestens sechs Jahre lang investiert war, hatte nur noch eine relativ niedrige Wahrscheinlichkeit für eine negative Wertentwicklung des MSCI World Index. Jeder Anlagezeitraum, der über zehn Jahre hinausging, wurde mit einer insgesamt positiven Gesamtrendite belohnt. Das zeigt den Erfolg versprechenden Zusammenhang zwischen Anlagezeitraum und Anlageerfolg.[12]
Wie in jeder erfolgreichen Partnerschaft sind es nicht die perfekten Momente, die den Unterschied machen, sondern die Bereitschaft, auch schwierige Phasen gemeinsam durchzustehen. Die Börse mag ihre Launen haben, aber wer ihr treu bleibt und regelmäßig investiert, hat historisch gesehen die besten Chancen auf eine erfolgreiche finanzielle Zukunft. Ob der positive Januar 2025 nun richtungsweisend für das Gesamtjahr sein wird? Das kann niemand mit Sicherheit sagen. Viel wichtiger ist die Erkenntnis: Der richtige Zeitpunkt zum Investieren ist nicht ein perfekter Moment, sondern derjenige, in dem man anfängt - und dann dabeibleibt. Denn an der Börse gilt wie in jeder guten Beziehung: Treue zahlt sich am Ende aus.
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